Der schöne Anjuna Beach gehört zu den bekanntesten Stränden Indiens. Mittwochs trifft sich dort halb Goa auf dem riesigen Flohmarkt.
Einst entdeckten die Hippies den Anjuna Beach im Norden von Indiens Bundesstaat Goa als Reiseziel für sich, dann die Techno-Bewegung. Noch immer dröhnt Trance aus den riesigen Boxen mancher Strandbar hinauf aufs Arabische Meer und sorgt für schlaflose Nächte. Doch die besten Zeiten scheinen für Anjuna längst vorbei.
Im Jahr 2010 reisten Julia und ich das erste Mal an diesen Ort. Aus Mumbai kommend, waren wir durchaus angetan von unserem allerersten Strand in Goa. Obwohl sich seitdem, subjektiv betrachtet, nicht allzu viel verändert hat, wirkt Anjuna bei der zweiten Reise auf uns nun eher heruntergekommen und schmuddelig. Zumal abseits der Wege viel Müll liegt, wie häufig in Indien.
Anjuna Beach hat seine Reize
Trotzdem hat Anjuna seine Reize. Schön ist der rund zwei Kilometer lange, feinsandige, von Palmen gesäumte – saubere – Strand. Schwarze, poröse Felsen unterteilen ihn in Nord- und Südanjuna.
Am Strand machen es sich die im hinduistischen Indien als heilig geltenden Kühe gemütlich. Einheimische verkaufen Kokosnüsse, gegrillte Maiskolben und Obst. Auf die Touristen stürzen sich aufdringliche Strandverkäuferinnen, die Schmuck und Tücher verkaufen wollen. „Come and see my little shop“, heiß es nach einem einleitenden Kompliment. Dann präsentieren sie ihre Angebote – nicht selten in einer Plastiktüte.
An einer Stelle am Strand starten Jetskis und Bananenboote, die fast ausschließlich Inder in Anspruch nehmen. Es stört aber nicht wirklich.
Rettungsschwimmer haben die Badegäste aufmerksam im Blick. Die Brandung ist recht stark, aber noch akzeptabel. Der Strandabschnitt in Nordanjuna vor den Bars eignet sich am besten zum Baden und Schwimmen, auch für Kinder. Denn dort liegen keine spitzen Steine im Wasser, und es geht relativ flach ins Meer hinein. Wer etwas in einem der mehr als ein Dutzend Lokale bestellt, nutzt die Sonnenliegen und –schirme davor kostenlos.
Ein Pfad führt am Strand entlang von Nord- nach Südanjuna. Dort gibt es nur eine Handvoll Restaurants, einige davon auf zwei Etagen und mit den besten Blicken auf die Bucht. Abends, wenn alle gemeinsam auf den Sonnenuntergang blicken, ist die Atmosphäre besonders schön. Wer im Dunkeln den Rückweg antreten muss, sollte angesichts der spitzen Steine eine Taschenlampe dabei haben.
Im Gegensatz zu manch anderen Stränden Goas befindet sich direkt hinterm Anjuna Beach ein Dorf, in dem sich indischer Alltag abspielt. Der nächste ATM liegt eine halbe Stunde Fußweg in Richtung Inland entfernt.
Nach Anjuna kommt ein eher jüngeres, internationales Publikum. Es wird viel Russisch gesprochen. Auch indische Familien scheinen Anjuna zu mögen. In den Strandbars steht häufig schon mittags Bier auf den Tischen.
Anjuna eignet sich für einen Aufenthalt von mehreren Tagen. Wer Abwechslung braucht, mietet sich ein Moped oder eine Rikscha und fährt die Strände in der Umgebung ab, zum Beispiel Vagator oder (zur Abschreckung) Baga. Mehr zu Goas Stränden in unserem Beach Guide.
Mittwochs trifft sich halb Goa auf dem Anjuna-Flohmarkt
Bei unseren Besuchen Ende März und Anfang April halten sich vergleichsweise wenige Touristen in Anjuna auf. Wirklich „was los“ ist nur mittwochs, wenn sich halb Goa beim riesigen Anjuna-Flohmarkt trifft. Dieser wurde in den 1970er-Jahren von Aussteigern gegründet und ist mittlerweile eine echte Institution. Die Verkaufsstände – sicher mehrere Hundert, vielleicht sogar über Tausend – ziehen sich vom Strand weit landeinwärts. Selbst für Shopping-Muffel wie mich ist der Anjuna-Flohmarkt ein echtes Erlebnis! Und nette Begegnungen gibt es gratis.
Im Angebot ist alles, was das Herz von Indien-Reisenden begehrt: Tücher, Schmuck, Kleidung, Schuhe, Lampen, Marionetten, Souvenirs, Gewürze natürlich, Essen, Getränke, Musik, Raucher-Utensilien – alles, was es auf alternativen Märkten in Deutschland wie dem Tollwood in München ebenfalls gibt, nur wesentlich günstiger.
Unsere Einkaufsliste ist kurz: ein indischer Sari in Pink für unsere Tochter Emma, schwarze Flipflops für mich und ein Mitbringsel mit Katzenmotiv für unsere blumengießende Nachbarin. Bis auf Letzteres werden wir fündig.
Auf dem Flohmarkt von Anjuna riecht es abwechselnd nach Räucherstäbchen, Gewürzen, leckerem Essen oder Gammel. Beim Schlendern treffen wir auf interessante Charaktere: auf Althippies, Trommler, Bettlerinnen mit Kind im Arm und Berufsfolkloristen. Bunt geschmückte Männer mit Tröte in der Hand führen ihre noch bunteren Kühe durch die Gänge und hoffen auf bezahlte Fotos.
Ein Händler bietet rosafarbene Zuckerwatte in Plastiktüten an. „Wer kauft denn so etwas“, denken wir – bis ihm jemand mit großer Freude ein Päckchen abkauft.
Emma sieht vier indische Frauen, die einer fünften einen Zopf flechten: „Schaue mal, die Inder-Menschen machen Zöpfe“, stellt sie begeistert fest und möchte ebenfalls welche.
Bei der Hitze über den reizüberflutenden Flohmarkt zu spazieren, ist nach ein paar Stunden durchaus anstrengend. Auch weil wir an vielen Ständen angequatscht werden. Deshalb legen wir immer mal wieder eine Pause ein. In einem strandnahen Restaurant frühstücken wir: einen Obstsalat und einen Saft für Julia, einen Pancake mit Schokosoße für Emma und Aloo Paratha mit Curd und Pickle plus Obstsalat für mich.
In der Mittagshitze ruhen wir uns im Bungalow aus. Anschließend geht es erneut über den Flohmarkt. Emma trägt ihren neuen pinken Sari und zieht der Aufmerksamkeit der Inderinnen und Inder auf sich. Einige ältere Damen weisen sie darauf hin, dass sie das Gewand nicht auf traditionelle Weise trägt – Emma ist das egal. Ihre Rolle als Prominente wird ihr schnell zu viel, sodass wir zum Strand gehen.
Dort treffen wir eine deutsche Familie, die sechs Monate pro Jahr in Goa lebt. Ihnen erscheint Arambol eher als ein Reiseziel für junge Backpacker und Anjuna etwas gesetzter. Wir haben einen anderen Eindruck.
Emma spielt mit der gleichaltrigen Tochter und anderen Kindern. Sie brauchen nicht viel. Eine leere Flasche, ein Holzbrett und ein kaputter Lampenbezug reichen als Spielzeug. Emma spricht noch kein Englisch, redet aber munter auf die ausländischen Kinder und die „Inder-Menschen“, wie sie sagt, ein – und merkt, dass Englischkenntnisse von Vorteil sind.
Nachmittags stürze ich mich mit Emma zig Male ins Meer. Abends bringt Julia sie ins Bett, was angesichts des ereignisreichen Tages nicht schwer fällt.
Am nächsten Tag zeugen vom Flohmarkt nur noch leere Bambusgestänge.
Anreise nach Goa und Weiterreise nach Anjuna
Goas internationaler Flughafen Dabolim (IATA-Code: GOI) wird von diversen Airlines angeflogen. Nonstopflüge ab Deutschland gibt es nicht (mehr). Am günstigsten sind Umsteigeverbindungen unter anderem mit Qatar Airways, Oman Air, British Airways, Air India oder Lufthansa. Flüge nach Goa können sehr preiswert sein – wenn man nicht (so wie wir – Julia ist Lehrerin) auf die Schulferien angewiesen ist.
Von Goa gibt es Inlandsflüge unter anderem nach Mumbai (BOM), Delhi (DEL), Bengaluru (BLR), Chennai (MAA), Kolkata (CCU), Ahmedabad (AMD), Hyderabad (HYD), Indore (IDR) und Pune (PNQ). Zudem bestehen Nonstopverbindungen zu zahlreichen asiatischen Metropolen.
Wir recherchieren Flüge am liebsten bei Skyscanner* und booking.com*. Damit lassen sich nicht nur die besten Langstreckenverbindungen, sondern auch gute Angebote regionaler Billigflieger finden.
Flugverspätung? Flugausfall? Flightright* hilft bei der Durchsetzung von Fluggastrechten – und sorgte dafür, dass uns die Airline eine Entschädigung zahlte. Ein Erfahrungsbericht.
Bei der Ankunft am Flughafen befindet sich ein Pre-Paid-Taxi-Schalter. Die Fahrer bringen einen für einen Festpreis zu den gewünschten Stränden. Nach Anjuna dauert knapp eine Stunde.
Tickets für alle Transfers innerhalb von Indien und anderen asiatischen Ländern lassen sich unter anderem bei 12Go Asia* buchen.
Hotels und Gästehäuser in Anjuna
Jeweils knapp 200 Unterkünfte in und in der Nähe von Anjuna lassen sich unter anderem bei booking.com* und Agoda* vergleichen und buchen. Generell geht es in Anjuna eher einfach zu. Direkt am Strand und im Dorf gibt es meist Budgetunterkünfte.
Wir treffen ohne Reservierung in Anjuna ein. Während Julia und Emma in einem Restaurant im Schatten kaltes Lemon-Soda genießen, begutachte ich eine Handvoll Unterkünfte in der Umgebung. Die Wahl fällt schließlich auf das Praia Beach Resort (Booking.com*/Agoda*), wo wir für vier Tage in einen klimatisierten Holzbungalows mit Veranda ziehen. Die einfache, saubere Hütte erfüllt ihren Zweck. Vor allem die direkte Strandlage ist hervorragend. In der Hauptsaison, wenn die Bässe aus den Boxen der Bars dröhnen, könnte es nachts laut werden. Dann lieber einen Bungalow weiter hinten im Garten nehmen. Das zum Praia Beach Resort gehörende Restaurant wirkt provisorisch. Wir nutzen es maximal für einen Snack zwischendurch. Aber die Leute sind nett und hilfsbereit.
Eine der besten Unterkünfte scheint das Casa Anjuna (Booking.com*/Agoda*) zu sein. Die Zimmer ebenso wie die ganze Anlage sehen top aus, sind bei uns unserem Besuch allerdings ausgebucht.
Wichtig: Die Zeit um Weihnachten und Silvester gilt in Anjuna und an allen anderen Stränden Goas als absolute Spitzensaison. Dann sollte niemand ohne Reservierung anreisen. Im Gegensatz dazu herrscht in der Nebensaison freie Bettenwahl, und vor Ort lassen sich große Rabatte aushandeln.
Beste Reisezeit für Anjuna
Die trockenen Monate Oktober bis April gelten als beste Reisezeit für Goa und Anjuna. Klimatisch am angenehmsten dürften es zwischen November und Februar sein. Bei unserem Aufenthalt im April ist es sehr heiß: tagsüber 35 Grad Celsius und mehr – nicht wirklich ideal. Aber der Wind und das Meer – und eine Klimaanlage – machen die Hitze erträglich. Abends sitzen wir bei immer noch 30 Grad auf der Veranda. Und wenn wir im Zimmer nach Emma schauen, empfinden wir die 25 Grad als angenehm kühl.
Von Mai bis September zieht der Monsun über Goa. Starker Regen und aufgewühltes Meer sind die Folge. Oft ist die Sonne tagelang nicht zu sehen. Dann haben fast alle Restaurants und Unterkünfte an den Stränden geschlossen.
Auslandsreisekrankenversicherung
Wichtig! Unbedingt eine gute Auslandsreisekrankenversicherung abschließen, zum Beispiel von TravelSecure*, dem Testsieger bei „Stiftung Warentest“. Die Kosten dafür sind überschaubar. Aber falls wirklich etwas Ernsthaftes passiert, wird es schnell sehr teuer.
Reiseführer für Goa
Die Auswahl an deutschsprachigen Reiseführern über Indien ist groß. Umfangreiche Kapitel zu Goa bieten unter anderem der „Lonely Planet Reiseführer Südindien und Kerala“* sowie der „Stefan Loose Reiseführer Indien, Der Süden“*.
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Text und Fotos: Julia Pilz und Heiko Meyer
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5 Kommentare zu „Reisebericht Anjuna Beach, Goa: Schöner Strand mit riesigem Flohmarkt“
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