Das Volk der Dani im indonesischen Teil von Papua feiert Ostern mit einem großen Festessen. Reisebericht von einem Besuch in einem Stammesdorf im Baliem-Tal.
Das Dorf, aus dem mein Guide Paul stammt, liegt in der Nähe der Stadt Wamena in der indonesischen Provinz West-Papua. Dessen Bewohner gehören zum Stamm der Dani und glauben an den christlichen Gott. Deshalb feiern sie wie ihre Religionsgenossen weltweit das Osterfest.
Bei unserer Ankunft am Ostersonntag laufen schon die Vorbereitungen. In der Mitte eines Platzes, der von strohgedeckten Rundhütten und dem langen Küchenhaus begrenzt wird, errichten die Bewohner einen Scheiterhaufen. Männer hacken Feuerholz. Familien kommen zum Fest, bringen jeweils ein Schwein mit. „Wa wa wa wa wa wa“, rufen die Männer des Dorfes laut – ein Ausdruck des Dankes an diejenigen, die etwas spenden. Auch ich werde willkommen geheißen. „Nayak“, sagen die Männer und fassen mir an den Arm. „Nayak lak“, lautet die Antwort auf den Gruß der Dani, sagt man mir.
Frauen und Kinder ziehen sich in ihre Hütten zurück. Die Männer hocken sich draußen hin zum Gebet. Nun sind die mitgebrachten Schweine dran. Insgesamt sechs Tiere werden nacheinander mit Pfeil und Bogen getötet. Einige sind wehrhaft, versuchen zu fliehen. Aber es gibt kein Entrinnen, denn ein Holzzaun begrenzt den Dorfplatz. Die großen Schweine werden in die Ecke gedrängt, die kleinen nach dem Fangen hochgehoben. Dann spannt jemand einen Bogen und lässt los, sodass sich der spitze Holzpfeil in den Körper bohrt. Blut tritt aus. Die Tiere werden schwächer, bis sie irgendwann aufhören zu stöhnen und zu zucken.
Ein Mann gräbt Löcher von jeweils zwei Metern Durchmesser in den Boden. Darin wird später gekocht! Jemand schneidet den Schweinen Schwänze und Ohren ab. Eine weitere Feuerstelle entsteht. Die Tiere werden draufgelegt, um ihnen das Fell abzubrennen. Unterdessen tragen die Frauen Steine auf den großen Scheiterhaufen. Darüber kommen frische Baumzweige, die Männer aus dem Wald holen. Andere breiten große Bananenblätter auf dem Boden aus. Frauen werfen Süßkartoffelblätter darüber, die sie in großen Bündeln auf Kopf und Rücken heranschaffen. Sie werden später gemeinsam mit dem Fleisch gegart. Darauf werden die Schweine gelegt.
Ein alter Mann schnitzt aus Bambusstangen kleine, scharfe Messer. Mit ihnen schneiden die anderen das Fett aus den toten Tieren und zerlegen sie. Große Stücke hacken sie mit einer Axt ab. Hunde stürzen sich auf die Innereien. Jungen helfen mit. Frauen und Kinder sitzen im Schatten und schauen zu. Mütter stillen ihre Kinder.
Bei den Dani wird in Erdlöchern gekocht
Paul zündet den großen Scheiterhaufen an. Weißer Rauch steigt auf. Rasch ziehen Nebelschwaden durch das ganze Dorf. Eine Stunde müssen die Steine brennen, bis sie heiß genug sind. Dann werden sie mit gespaltenen Ästen aus dem Feuer geholt und in die Erdlöcher gelegt. Darauf kommen nacheinander Süßkartoffelblätter, Fleisch, Gemüse, Soße, weitere Blätter, heiße Steine, nochmals Blätter und schließlich obendrauf die Tierhäute.
Einer hat ein Megafon und gibt Anweisungen. In der Zwischenzeit hält er den Lautsprecher seines Mobiltelefons an das Mikrofon und beschallt so die Umgebung. Ein ohrenbetäubender Lärm für diejenigen, die sich in der Nähe befinden. Für alle anderen ein großer Spaß. Wer gerade nichts zu tun hat, fängt an zu tanzen.
Alten Dani-Frauen fehlen Fingerkuppen oder komplette Finger
Fleisch, Gemüse und Blätter garen einige Stunden in den Erdlöchern. In der Zwischenzeit ziehen sich die Frauen in die Hütten zurück und beginnen zu weinen. Sie erinnern sich an Verwandte und Freunde, die gestorben sind. Wie es früher bei den Dani Tradition war, fehlen auch in diesem Dorf den alten Frauen einige Fingerkuppen oder gar komplette Finger. Nun begeben sich alle Familien zum Gottesdienst in die nahe Kirche. Auf dem Dorfplatz herrscht Ruhe. Nicht einmal die Hunde streunen umher.
Am Nachmittag ist das Essen fertig. Gemeinsam wird in den Erdlöchern gebuddelt. Die Steine werden beiseite geworfen, das Essen auf dem Boden ausgebreitet. Aber noch ist es nicht an der Zeit für das Mahl. Stattdessen sitzt die Dorfgemeinschaft im Schatten oder in der Sonne und hält inne. Für mich die perfekte Zeit zum Fotografieren. Und als ich verspreche, ihnen die ausgedruckten Bilder zu bringen, verlasse ich das Dorf als neuer Freund.
Text und Fotos: Heiko Meyer
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6 Kommentare zu „Ein Dani-Stammesdorf feiert: Ostern in West-Papua“
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