Die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählende Lehmfestung Ait Ben Haddou, die Filmstudios von Ouarzazate sowie die Berge des Hohen Atlas sind unsere nächsten Reisehighlights in Marokko.
Unsere nächsten Reiseziele sind die für ihre Filmstudios bekannte Stadt Ouarzazate am Rande der Sahara sowie die Lehmfestung Ait Ben Haddou. Dafür mieten wir uns ein Auto mit Fahrer, der uns in vier Stunden von Marrakesch ins 190 Kilometer entfernte Ouarzazate bringt.
Die sehr schöne, abwechslungsreiche Strecke führt einmal quer durch den Hohen Atlas mit entsprechend vielen Serpentinen. Anfangs blicken wir auf üppig-grüne Vegetation, später wird die Landschaft immer karger. Wir kommen an Berber-Dörfern vorbei, sehen Esel und Schafherden. Unterwegs laden Cafés mit tollen Ausblicken, gutem Kaffee und Minztee zum Rasten ein.
Nach dem mit 2260 Metern höchsten Punkt der Fahrt ändert sich die Kulisse. Das Geröll ist nun nicht mehr steingrau, sondern rot. Mit abnehmender Höhe verwandelt sich die Landschaft in eine karge Steinwüste, in der nur vereinzelt Gräser und Büsche wachsen. Die Luft ist trocken. Die Umgebung erinnert mich an die Kizilkum-Wüste in Usbekistan. Später halten wir an einem Ort, der als „Tor zur Sahara“ gilt. Hinter ihm beginnt die größte Wüste der Welt.
Filmstudios in Ouarzazate
Erste Station ist die 75.000-Einwohner-Stadt Ouarzazate im Süden von Marokko. Sie gilt als Zentrum der nordafrikanischen Filmindustrie. In den nahen CLA Studios und den Atlas Film Studios entstanden viele bekannte Spielfilme und Serien, darunter „Gladiator“, „Die Mumie“, „Lawrence von Arabien“, „Der Medicus“ und „Game of Thrones“.
Wenn nicht gerade gedreht wird, lassen sich die Studios besichtigen. Wir entscheiden uns für die Atlas Film Studios (50 Dirham) und schlendern vorbei an Filmkulissen aus Pappmaschee. Vor allem Gebäude aus dem alten Ägypten wurden nachgebaut.
Aber hier und da stehen auch ein Jagdflugzeug, ein Militärjeep oder ein Militärbus aus einem Kriegsfilm herum. Wann immer es nach Wüste aussehen soll, wird offensichtlich gern in Ouarzazate gedreht. Selbst wenn kein gesteigertes Interesse am Thema Film besteht, könnte sich ein Besuch der Studios lohnen. Die Kulisse wirkt skurril, die Landschaft wie eine Wüste. Auch unserer knapp sechsjährigen Tochter Emma gefällt´s.
Mangels Zeit bekommen wir von der Stadt Ouarzazate an sich nicht viel mit. Auffallend ist die markante, auf uns exotisch wirkende Architektur sowohl alter als auch neuer Gebäude. Das Stadtzentrum bildet ein großer, rechteckiger Platz – an dem wir nur vorbeifahren – mit Shops und Restaurants an den Häuserfronten. Wir halten vor der bekannten Kasbah Taourirt und gehen kurz durch die imposante Lehmburg. Die Bewohner grüßen freundlich.
Gegenüber der Kasbah Taourirt befindet sich das Musée du Cinéma, das über die Filmgeschichte der Stadt informiert und in dem Requisiten zu sehen sind.
Wer nicht allzu sehr in Eile ist, könnte in Ouarzazate sicherlich ein paar interessante Stunden verbringen. Zumal in der Umgebung einige lohnenswerte Ausflugsziele liegen. Doch wir sind nur auf der Durchreise …
UNESCO-Weltkulturerbe Ait Ben Haddou
Unser Tagesziel – und Hauptgrund unserer Reise hierher – ist Ait Ben Haddou, 40 Kilometer nordwestlich von Ouarzazate. Die Lehmstadt gehört seit 1987 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Sie liegt wunderschön am Hang eines Hügels vor einem Fluss und diente vielen Hollywood-Produktionen als Kulisse. Kein Wunder! Schließlich handelt es sich um einen extrem malerischen Ort mit beeindruckenden Lehmbauten, dessen Geschichte zurück bis ins 11. Jahrhundert reicht. Als ich das erste Mal ein Bild von Ait Ben Haddou sah, war klar: Da muss ich hin! Nun sind wir endlich hier.
Am Nachmittag checken wir in unserer Unterkunft (siehe unten) ein und entspannen etwas am beziehungsweise Emma im Swimmingpool. Voller Vorfreude dränge ich jedoch auf die Besichtigung von Ait Ben Haddou.
Über Sandsäcke geht es durch das Flussbett immer näher zur Lehmfestung mit ihren verzierten Wehrtürmen. Vor dem Betreten bieten Berber in traditionellen, farbenfrohen Gewändern ihre Dienste als Guide an, bleiben aber höflich und unaufdringlich. Der Besuch der Kasbah ist kostenlos. Für das „Museum“, wie die Einwohner ihre Wohnkammer nennen, werden zehn Dirham fällig – absolut gerechtfertigt, finden wir. Denn so erhalten wir einen Eindruck von den besonderen Lebensbedingungen.
Bei unserem Rundgang kommen wir nicht nur an mehreren schönen Aussichtspunkten, sondern auch an diversen Souvenir-Ständen vorbei. Die vielen Besucher – pro Jahr sollen es 500.000 sein! – schieben sich den Hügel hinauf. Doch obwohl wir in der Hauptsaison unterwegs sind, empfinden wir es als als erträglich. Oben gibt es einen schönen Panoramablick auf die Ortschaft, das Flussbett und die Steinwüste.
Die Tour durch die Kasbah zum Gipfel des Hügels und wieder zurück über eine Brücke ins Dorf auf der anderen Flussseite dauert ungefähr anderthalb Stunden.
Auf dem Rückweg kauft Julia, die ein Faible für schönes Geschirr hat, traditionelle, grüne Berber-Schüsseln. Zurück am Flussbett kann ich mich gar nicht sattsehen an dieser spektakulären Kulisse. Immer wieder mache ich die gleichen Fotos … Der Besuch von Ait Ben Haddou gehört für mich zu den absoluten Highlights einer Marokko-Reise!
Sogar unserer kleinen Emma bereitet es Spaß, den Ort zu „erforschen“ und über Stock und über Stein hinauf und hinab zu wandern. Julia nennt sie deshalb liebevoll „Bergziege“. Für Emma bleibt Ait Ben Haddou als großer Spielplatz in Erinnerung – mit Hüpfen über Sandsäcken, Schlammbad im Fluss und Klettern in Lehmbauten.
Rückreise am nächsten Tag
Begeistert gehen wir die kurze Strecke zurück zum Ort auf der anderen Seite des Flusses, wo sich die Unterkünfte und Restaurants befinden. Am nächsten Morgen starten wir die Rückreise nach Marrakesch über den Hohen Atlas und fahren nachmittags mit dem Bus weiter nach Essaouira an die Atlantikküste. Im Nachhinein hätten wir in Ait Ben Haddou durchaus noch eine zweite Nacht verbringen sollen, um an einem weiteren Tag die Umgebung zu erkunden. Mehrere Touren sind im Angebot, unter anderem Kamelritte, ein Oasen-Ausflug, etc.
Hotels in Ouarzazate und Ait Ben Haddou
Von einfach bis luxuriös: Sowohl in Ouarzazate als auch in Ait Ben Haddou herrscht kein Mangel an Übernachtungsmöglichkeiten – die in der Hauptsaison aber schnell belegt sind. Zahlreiche Hotels lassen sich unter anderem bei booking.com* und Agoda* vergleichen und buchen.
Aufgrund der fußläufigen Nähe zur Lehmstadt wollen wir in Ait Ben Haddou übernachten. Wir buchen vorab eine Nacht im Bagdad Café (Booking.com*/Agoda*) und freuen uns über die Wahl. Die Location ist perfekt. Die um einen Swimmingpool gruppierten Zimmer mit einer Sitzgelegenheit davor sind einfach und zweckmäßig eingerichtet, aber sauber und atmosphärisch. Es gibt eine Sonnenterrasse und ein gutes Restaurant. Wir essen unter anderem marokkanischen Salat und das mit Abstand beste vegetarische Tajine unserer Reise. Die Eigentümerfamilie ist freundlich und hilfsbereit.
Anreise nach Ouarzazate und Ait Ben Haddou
Die allermeisten Touristen besuchen Ouarzazate und Ait Ben Haddou im Rahmen von organisierten, mehrtätigen Ausflügen durch das Atlas-Gebirge oder mit dem Mietwagen.
Eventuell kommt für die Anreise oder Weiterreise auch der Flughafen von Ouarzazate (IATA-Code: OZZ) infrage. Bis auf eine Verbindung nach Paris-Orly (ORY) gibt es nur Inlandflüge, unter anderem nach Casablanca (CMN), Marrakesch (RAK) und Fes (FEZ).
Wir recherchieren Flüge am liebsten bei Skyscanner* und booking.com*. Damit lassen sich nicht nur die besten Langstreckenverbindungen, sondern auch gute Angebote regionaler Billigflieger finden.
Flugverspätung? Flugausfall? Flightright* hilft bei der Durchsetzung von Fluggastrechten – und sorgte dafür, dass uns die Airline eine Entschädigung zahlte. Ein Erfahrungsbericht.
Beste Reisezeit
Als beste Reisezeiten für diese Region gelten Frühjahr und Herbst. Dann ist es nicht zu kalt und nicht zu heiß. Aber im Prinzip lassen sich Ouarzazate und Ait Ben Haddou ganzjährig besuchen.
Auslandsreisekrankenversicherung
Wichtig! Unbedingt eine gute Auslandsreisekrankenversicherung abschließen, zum Beispiel von TravelSecure*, dem Testsieger bei Stiftung Warentest. Die Kosten dafür sind überschaubar. Aber falls wirklich etwas Ernsthaftes passiert, wird es schnell sehr teuer.
Reiseführer für Marokko
Für Marokko gibt es eine große Auswahl an Reiseliteratur. Wir sind mit dem seinerzeit aktuellsten Reiseführer unterwegs – dem „Stefan Loose Marokko“*: ausführliche Beschreibungen, viele nützliche Informationen, sympathische Schreibe – eine gute Wahl, auch wenn wir nicht alle Aussagen und Empfindungen teilen. Ebenfalls einen guten Eindruck machen der „Lonely Planet Marokko“* sowie der „Reise Know-How Marokko“*.
Und wie gefällt Dir dieser Marokko-Reisebericht?
Text und Fotos: Heiko Meyer
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2 Kommentare zu „Reisebericht Marokko: Durch den Hohen Atlas nach Ouarzazate und Ait Ben Haddou“
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