Chinesische Fischernetze, Kolonialgebäude und Kathakali-Theater gehören zu den Highlights der Hafenstadt Kochi. Am nahen Cherai Beach lassen wir die Reise durch Kerala in Südindien ausklingen.
Kochi (auch Cochin) zählt zu den beliebtesten Reisezielen im Bundesstaat Kerala in Südindien. Die Hafenstadt erstreckt sich vom Festland über einige Inseln und Landzungen, die durch Fähren und Brücken miteinander verbunden sind.
Besucher erwartet ein interessanter Mix aus modernem Indien und architektonischen Hinterlassenschaften mehrerer Jahrhunderte Kolonialgeschichte. Denn Portugiesen, Holländer, Engländer und Chinesen hinterließen in Kochi ihre Spuren. Außerdem gilt die südindische Hafenstadt mit etwa 600.000 Einwohnern als kulturelles Zentrum Keralas.
Kolonialbauten und chinesische Fischernetze in Fort Kochi
Wir reisen mit dem Bus von Munnar nach Kochi. Der erste Eindruck ist ernüchternd. Angesichts von Verkehrschaos, Lärm und Betonklötzen können wir uns kaum vorstellen, dass die Stadt schöne Ecken haben soll. Hat sie aber!
Und die liegen vor allem auf einer Halbinsel in Fort Kochi (Fort Cochin). In diesem hochhausfreien Stadtteil mit breiten Alleen und riesigen, schattenspendenden Bäumen stehen viele Gebäude aus der Kolonialzeit. Dazu gehört die St.-Francis-Kirche, die erste von Europäern in Indien gebaute überhaupt. Aus der selben Epoche – Anfang des 16. Jahrhunderts – stammt die große Santa-Cruz-Kathedrale.
Am späten Nachmittag flanieren alle an der Promenade am Nordufer von Fort Kochi entlang. Dort stehen die berühmten chinesischen Fischernetze, das bekannteste Fotomotiv Keralas. Sie sind nicht nur touristische Dekoration, sondern tatsächlich in Betrieb und an vielen Orten in den Backwaters im Einsatz. Mehrere Männer sind nötig, um sie zu bedienen. Dabei animieren die Fischer Fotografierende, ihnen bei der Arbeit zuzuschauen – bestimmt nicht selbstlos.
Diese chinesischen Fischernetze sind nett anzuschauen, sicherlich besonders während des Sonnenuntergangs. Leider liegt – wie häufig in Indien – überall sehr viel Müll. Kein schöner und sehr unnötiger Anblick!
Während unseres Aufenthaltes Anfang April treffen wir nur wenige andere Touristen, angesichts der Hitze verständlich. In der Hauptsaison von Dezember bis Februar sollen täglich mehrere Tausend Besucher nach Fort Kochi strömen, darunter viele Kreuzfahrer. Davon zeugen unzählige Souvenirshops, Restaurants, Postkartenverkäufer und Rikschafahrer, die um die Gunst der Touristen buhlen.
Märkte in Ernakulam
Wesentlich hektischer als im vergleichsweise ruhigen Fort Kochi geht es in Ernakulam auf dem Festland zu. Hochhäuser, Einkaufszentren und pulsierendes Großstadtleben kennzeichnen dieses Viertel. Echte Sehenswürdigkeiten gibt es nicht, dafür Einblicke in eine moderne indische Metropole mit allen Vor- und Nachteilen.
Am Marina Drive direkt am Wasser flanieren die Einheimischen, fahren die Fähren und die Ausflugsboote ab. In der LuLu Mall, dem größten Einkaufszentrum des Landes, gehen vor allem die jungen Inder Shoppen. Traditioneller erscheint die lange Market Road. Dort werben neben Boutiquen und Cafés viele Obst- und Gemüsestände um Kunden.
Kathakali in Kerala
Ein kulturelles Highlight, das man sich nicht entgehen lassen sollte, ist der Besuch einer Kathakali-Aufführung. Dabei handelt es sich um eine traditionelle Kunstform aus Kerala, die Musik, Tanz und Schauspiel miteinander verbindet. Die ausschließlich männlichen Künstler stellen in aufwändigen Kostümen dramatische Kämpfe zwischen Göttern und Dämonen aus der hinduistischen Mythologie nach.
In Kochi gibt es täglich Kathikali-Vorstellungen. Das Kerala Kathakali Centre in Fort Kochi, aus dem diese Aufnahmen stammen, zählt zu den bekanntesten Veranstaltungsorten. Die rund einstündigen Aufführungen finden in einem klimatisierten Theater statt. Bei Tempelfesten dauern Kathakali-Darbietungen häufig die ganze Nacht.
Wer den Darstellern beim Schminken zuschauen möchte (beeindruckend!), sollte schon eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung erscheinen.
Reisen mit Kindern
So einfach das Reisen mit Emma in Indien bisher war und so sehr unsere dreieinhalbjährige Tochter die Strände Varkala und Kovalam genoss: In Kochi macht ihr die Hitze sehr zu schaffen. Deshalb will sie nur getragen werden. Ein Buggy* hätte unseren Aufenthalt sicher entspannter verlaufen lassen. Gut hingegen ist die Auswahl eines Hotels mit Swimmingpool. Aber schon die Dusche in unserem Badezimmer reicht Emma als Spielplatz.
Hier gibt es unsere persönliche Packliste für Reisen mit Babys und Kleinkindern in Asien.
Backwaters-Touren ab Kochi
Kerala ist berühmt für seine Backwaters, eine weit verzweigte Wasserlandschaft im Hinterland. Wer während seiner Kerala-Reise so wenig wie möglich umziehen will, kann von Kochi aus unterschiedliche Backwaters-Tagestouren unternehmen, sowohl organisiert, als auch auf eigene Faust. Eine Möglichkeit wäre es, mit dem öffentlichen Bus in 90 Minuten nach Alappuzha (auch Alleppey) zu fahren, dort eine Fähre nach Kottayam zu nehmen (zweieinhalb bis drei Stunden) und anschließend von dort in zwei Stunden mit dem Bus wieder zurück nach Kochi zu fahren. Ein langer Tagesausflug, der keine fünf Euro pro Person kostet. Wer es bequemer mag, mietet sich dafür ein Taxi. Reisebüros in Kochi organisieren Tagestouren inklusive einigen Stunden auf einem Hausboot und einer Kanufahrt.
Mehr dazu: Backwaters-Touren in Kerala: Per Hausboot, Fähre und Kanu durch Südindien.
Wir bleiben drei Nächte und zwei volle Tage in Kochi. Das reicht aus unserer Sicht – ohne Backwaters-Tour.
Unterkünfte in Kochi
Die meisten Touristen übernachten in Fort Kochi. Schließlich befinden sich in diesem Stadtteil die meisten Sehenswürdigkeiten. Allerdings sind die Unterkünfte relativ teuer, vor allem in der Hauptsaison, und wirklich günstige Guesthouses oder Homestays eher die Ausnahme.
Für eine Übernachtung in Ernakulam sprechen die große Auswahl in allen Preisklassen sowie die guten Verkehrsanbindungen. Und mit der Fähre ist man schnell in Fort Kochi.
Generell gilt: Zwischen Mitte Dezember und Mitte Januar kosten die Zimmer in Kochi am meisten und sind häufig ausgebucht. In der Nebensaison locken teils ordentliche Rabatte. Ein großes Angebot an Unterkünften gibt es unter anderem bei Booking.com*.
Wir übernachten in Fort Kochi im gut gelegenen Hotel Fort Abode*, der teuersten Unterkunft unserer Indien-Reise. Die sehr sauberen, schön eingerichteten Zimmer kosten inklusive Frühstück und Nutzung des Swimmingpools angemessene 2500 Rupien.
Anreise nach Kochi und Weiterreise
Aufgrund des internationalen Flughafens eignet sich Kochi – ähnlich wie die Strandorte Varkala und Kovalam in der Nähe der Stadt Thiruvananthapuram (Trivandrum) – gut als erste oder letzte Station einer Rundreise durch Kerala oder Südindien.
Ab Deutschland fliegen zum Beispiel Etihad, Emirates und Qatar Airways mit Zwischenstopp in elf, zwölf Stunden zum Cochin International Airport (IATA-Code: COK) – also relativ schnell. Von Kochi wiederum gibt es Inlandsflüge nach Thiruvananthapuram (TRV), Kozhikode, (CCJ), Bengaluru (BLR), Chennai (MAA), Mumbai (BOM), Pune (PNQ), Delhi (DEL), Hyderabad (HYD) und Agatti Island (AGX, Lakkadiven) sowie Nonstopverbindungen zu vielen asiatischen Metropolen.
Wir recherchieren Flüge am liebsten bei Skyscanner* und booking.com*. Damit lassen sich nicht nur die besten Langstreckenverbindungen, sondern auch gute Angebote regionaler Billigflieger finden.
Flugverspätung? Flugausfall? Flightright* hilft bei der Durchsetzung von Fluggastrechten – und sorgte dafür, dass uns die Airline eine Entschädigung zahlte. Ein Erfahrungsbericht.
Der Flughafen liegt 25 Kilometer außerhalb von Fort Kochi. Je nach Verkehrslage dauert die Fahrt dorthin ein bis zwei Stunden.
Eine gute Option für die Weiterreise stellt die Eisenbahn dar. Täglich gibt es ab Ernakulam mehrere Züge unter anderem nach Allapuzha (90 Minuten), Varkala (vier Stunden), Thiruvananthapuram (viereinhalb Stunden), Chennai (zwölf bis 15 Stunden), Goa (zwölf bis 15 Stunden) und sogar nach Mumbai (20 bis 27 Stunden). Für die kürzeren Strecken reicht es meist, die Fahrkarten kurz vorher direkt am Bahnhof zu kaufen.
Darüber hinaus fahren Busse mehrmals täglich vom KSRTC-Zentral-Busbahnhof unter anderem auch nach Kottayam (zwei Stunden), Munnar (fünf Stunden) und Kumily (sechs Stunden).
Grundsätzlich ist die Bahn schneller und bequemer der Bus. In den Fahrplänen und auf Schildern steht in der Regel „Ernakulam“ und nicht „Kochi“.
Tickets für alle Transfers innerhalb von Indien und anderen asiatischen Ländern lassen sich unter anderem bei 12Go Asia* buchen.
Fähren in Kochi
Aufgrund des extremen Verkehrs und der langen Wege sind in Kochi Fähren das Transportmittel der Wahl. Von früh morgens bis abends pendeln sie unter anderem zwischen Ernakulam, Fort Kochi, Mattancherry, Willingdon Island und Vypeen Island. Die Fahrten sind sehr günstig, zum Beispiel vier Rupien für den Weg von Ernakulam nach Fort Kochi.
Reiseabschluss am Cherai Beach
Am Cherai Beach lassen wir unsere Reise durch Kerala in Südindien ausklingen. Der Strand befindet sich 24 Kilometer nördlich von Fort Kochi auf Vypeen Island. Für Fahrt mit der Rikscha vom Fähranleger dorthin zahlen wir 480 Rupien.
Der sandige Cherai Bach ist mehrere Kilometer lang. Parallel zum Strand dienen klobige Steine als Wellenbrecher. Am Strandzentrum gibt es eine kleine Promenade, an der spätnachmittags Spielzeugverkäufer ihre Runden ziehen. Wer dort tagsüber in Badehose oder Bikini herumläuft, zieht alle Blicke auf sich. Denn der Cherai Beach gilt als beliebtes Ausflugsziel. Besonders an Wochenenden kommen ganze Busladungen mit Schulklassen und indischen Touristen zum Strand. Ein paar Hundert Meter rechts und links davon wird es schnell einsam, und das Sonnen und Baden in Bikini und Co. ist vertretbar. Allerdings ist die Brandung recht stark.
Für unbeschwerten Badeurlaub eigenen sich touristisch erschlossene Strände wie Varkala und Kovalam besser. Aber aufgrund der Nähe zum Flughafen von Kochi (35 Kilometer) bietet sich der Cherai Beach durchaus an für ein bis zwei Nächste vor dem Abflug. Für einen längeren Strandaufenthalt hat der Ort jedoch zu wenig Charme. Direkt nach der Ankunft in Indien dürfte man von der Einfachheit und auch vom umliegenden Müll erst einmal abgeschreckt sein.
Bei unserem Aufenthalt sehen wir nur sieben andere ausländische Touristen. Dennoch gibt es Unterkünfte in allen Preisklassen, wobei das Angebot oben und unten deutlich geringer wird. Die meisten Unterkünfte liegen an einer Straße zwischen Meer und Backwaters (mit chinesischen Fischernetzen). Wer auf Nummer sicher gehen will, bucht vor. Reichlich Auswahl gibt es unter anderem bei booking.com*.
Wir übernachten im Ocean Breath Homestay*. Die klimatisierten Zimmer sind etwas in die Jahre gekommen, die Eigentümer bemüht. Akzeptabel für eins, zwei Nächte.
Beliebt bei Indern – und bei uns – ist das Lilliput Restaurant an der Strandstraße. Die Auswahl an (auch vegetarischen) Gerichten ist wirklich groß. Als das freundliche Personal mitbekommt, dass wir aus Deutschland sind, spielen sie deutschsprachige Musik – da müssen auch die anwesenden Inder durch.
Beste Reisezeit für Kochi und Kerala
Die trockenen Monate Oktober bis April gelten als beste Reisezeit. Klimatisch am angenehmsten dürften es zwischen Dezember und Februar sein. Bei unserem Aufenthalt Anfang April ist es sehr schwül und heiß – tagsüber 37 Grad Celsius.
Auslandsreisekrankenversicherung
Wichtig! Unbedingt eine gute Auslandsreisekrankenversicherung abschließen, zum Beispiel von TravelSecure*, dem Testsieger bei Stiftung Warentest. Die Kosten dafür sind überschaubar. Aber falls wirklich etwas Ernsthaftes passiert, wird es schnell sehr teuer.
Reiseführer
Die Auswahl an deutschsprachigen Reiseführern über Indien ist groß. Umfangreiche Kapitel zu Kerala bieten unter anderem der „Lonely Planet Reiseführer Südindien und Kerala“* sowie der „Stefan Loose Reiseführer Indien, Der Süden“*.
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Text und Fotos: Heiko Meyer
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3 Kommentare zu „Reisebericht Südindien: Kochis Highlights und der Cherai Beach in Bildern“
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