Der Varkala Beach im südindischen Bundesstaat Kerala wirkt auf uns wie ein Magnet. Ein Reisebericht mit vielen Bildern – und einem Video vom Tempelfestival.
Am Varkala Beach in Südindien werden Reisepläne über den Haufen geworfen. Auf uns wirkt der Strandort am Arabischen Meer wie ein Magnet. Eigentlich möchten wir uns losreißen und andere Gegenden im Bundesstaat Kerala besuchen. Aber Varkala macht uns den Abschied wirklich nicht leicht: Die Atmosphäre ist wunderbar entspannt, die Infrastruktur gut, und ein schöner Strand befindet sich direkt vor der Haustür.
Über ihm erheben sich steile Klippen aus rotem Stein. Morgens sind manchmal Delfine zu sehen, nachmittags ziehen Greifvögel ihre Runden, und nachts zeugen mehrere Hundert Lichtpunkte von ebenso vielen Fischerbooten. Malerisch!
Am Rand des Cliffs von Varkala
Am Rand des sogenannten North Cliffs, des touristischen Zentrums von Varkala, schlängelt sich eine schmale Straße entlang. An ihr liegen diverse Unterkünfte, Restaurants und Geschäfte mit indischen oder tibetischen Produkten. Häufig weisen Kellner, Shopbesitzer & Co. höflich, aber bestimmt auf ihre Angebote hin. An jeder Ecke wird für Ayurveda und Yoga geworben (Julias Tipp: Ashtanga Yoga bei Ramaraj). Touristischer geht es kaum als am North Cliff – was uns Ende März in der Nebensaison aber nicht weiter stört. Weniger los ist am sich nördlich anschließenden Odayam Beach sowie am South Cliff.
Generell ist das Publikum in Varkala sehr gemischt: Jüngere und ältere Besucher, Familien mit Kindern sowie indische und ausländische Touristen halten sich die Waage.
Restauranttipps in Varkala
Die Auswahl an Restaurants auf dem Cliff von Varkala ist riesig. Fast alle bieten ähnliche Gerichte an, darunter die ganze Bandbreite der indischen Küche. Manche Lokale wirken eher wie ein Bretterverschlag mit Tischdecke. Aber gutes Essen, schöne Blicke aufs Meer und auf den Sonnenuntergang sowie nette Bedienungen entschädigen dafür.
Wir probieren fast zehn verschiedene Restaurants aus und können quasi alle empfehlen – auf die eine oder andere Art. Den besten Kaffee gibt es im Café del Mar, die besten indischen Currys im God´s Own Country, das am besten gekühlte Bier im My Place und das beste lokale Frühstück im Oottupura vorn am Taxistand.
In Letztem darf Julia einen Blick in die Küche werfen und lässt sich vom Koch die Zubereitung von Masala-Dosa, Idli, Uttapam, Chutney und Sambar erklären. Und ich freue mich schon jetzt darauf, wenn sie die kulinarischen Köstlichkeiten aus Kerala zu Hause ausprobiert…
Weil die meisten Restaurants keine Lizenz zum Alkoholausschank haben, bringen Kellner die in Zeitungspapier eingewickelten Flaschen – Kingfisher, 650 ml, 170 bis 180 Rupien – und servieren das Bier in Kaffeetassen.
Der Strand von Varkala
Tagsüber tummeln sich viele am Varkala Beach unterhalb des Cliffs. Der Weg dorthin führt über steile, teils brüchige Treppen. Bei tropischer Hitze und mit unserer dreieinhalbjährigen Tochter Emma auf dem Arm empfinden wir das Auf und Ab als durchaus anstrengend.
Doch die Mühe lohnt! Denn es handelt sich um einen wirklich schönen, feinsandigen Strand, der noch dazu mehrere Kilometer lang und zumindest vor dem North Cliff sehr breit ist. Deshalb verteilen sich die Besucher gut. Recht voll wird es lediglich spätnachmittags an Wochenenden und Feiertagen kurz vor dem Sonnenuntergang.
Besondere Freude bereitet natürlich das Baden im Meer – bei nahezu perfektem Wasser: weder zu warm, noch zu kalt, trotzdem etwas erfrischend. Zwar ist die Brandung relativ stark. Aber die Wellen laufen ruhig aus, und es bleibt lange flach. Deshalb können Kinder wie unsere Emma gut planschen und spielen.
Trotzdem sollte man sich der Gefahren bewusst sein. Aufgrund von Unterströmungen ertrinken jedes Jahr Menschen. Daher achten am Strand vor dem North Cliff Rettungsschwimmer auf das Wohl ihrer Badegäste – und pfeifen Gruppen von indischen Männern weg, die Bikinitouristinnen zu nahe kommen könnten.
Sonnenschirme und Liegen werden günstig vermietet.
Tempelfestival in Varkala
Kerala ist bekannt für seine Festivals. Vor der Reise gehen wir davon aus, am 23. März das Holi-Fest, bei dem sich die Menschen mit Farben bewerfen, mitzuerleben. Nach der Ankunft stellen wir fest, dass es in diesem Bundesstaat gar nicht gefeiert wird.
Stattdessen findet am selben Tag in Varkala ein Festival statt. Julia, Emma und ich lassen uns das nicht entgehen und fahren mit der Rikscha zum Janardhana-Swami-Tempel. Als wir ankommen, stehen dort schon Hunderte Menschen und lauschen Trommlern und Hornbläsern.
Hinduistische Zeremonien und geschmückte Elefanten
Im Tempel werden hinduistische Zeremonien vollzogen und drei Elefanten geschmückt. Am späten Nachmittag beginnt nach einem Feuerwerk ein farbenprächtiger – sehr lauter – Umzug. Mit unzähligen Musikern, Tänzern und als Götter verkleideten Männern gleicht dieser einem Straßenkarneval.
Am Straßenrand schauen derweil die Inder sowie einige Touristen ge- und entspannt zu. Snack-, Spielzeug- und Ballonverkäufer hoffen währenddessen auf gute Geschäfte.
Nach Einbruch der Dunkelheit wird die Stimmung noch intensiver. Hinter der Straße erleuchten Lichterketten den Tempel. Auf den Ladeflächen vorbeifahrender LKWs sind religiöse Szenen nachgestellt, etwa Kämpfe zwischen Göttern und Dämonen – begleitet von ohrenbetäubenden Klängen, die aus den Boxen schmettern. Emma ist aufgeregt, tanzt begeistert und trommelt wie wild. Das Festival dauert bis spät in die Nacht. Doch gegen 21 Uhr fahren wir zurück in unsere Unterkunft, und Emma schläft auf der Stelle ein.
Ein paar Tage später findet in der Nähe ein weiteres Festival statt – sogar mit 20 Elefanten! Aber da sind wir schon anderswo in Kerala… Kurz nach unserer Rückkehr in Deutschland ereignet sich in Paravur nur wenige Kilometer von Varkala entfernt bei einem ähnlichen Fest nach einem illegalen Feuerwerk ein Tempelbrand, bei dem über 100 Menschen sterben.
Ausflug zum Elefantenreiten und zum Kappil Beach
Einige Ausflüge bringen Abwechslung ins Strandleben. An einem Nachmittag mieten wir uns für 800 Rupien eine Rikscha und fahren erst zu einem Elefantencamp und dann zum Kappil Beach.
Zwar halten wir Elefantenreiten grundsätzlich für fragwürdig, wollen unserer Tochter aber den Wunsch erfüllen. Tatsächlich leben die beiden Elefanten in dem Camp auf einem verdreckten Platz unter einem Dach. Die Tiere sind mit einem Fuß immer angekettet – es sei denn, sie arbeiten, oder es kommen Touristen wie wir vorbei. Artgerecht ist etwas anderes!
Julia und Emma steigen auf den Rücken eines Elefanten. Gemeinsam reiten sie eine Runde um den Platz – was keine zehn Minuten dauert. Emma findet es trotzdem toll und darf die Elefantendame anschließend mit Bananen füttern und streicheln. Das Ganze wirkt aber eher wie Abzocke. Zunächst ist von 300 Rupien die Rede. Am Ende müssen wir das Doppelte zahlen („pro Person“), obwohl es nur ein Elefant ist.
Dann fahren wir zum Kapill Beach, der auf einem (Werbe-)Bild ganz nett aussieht. Es handelt sich um einen naturbelassenen, eher schmuddelig wirkenden Strand an einem schmalen Landstreifen zwischen Meer und Backwaters.
Baden ist nicht geplant. Aber Emma stürzt sich wie die Inder in kompletter Kleidung begeistert ins Meer und beteiligt sich an der Schlammschlacht einiger Jungs.
Backwaters-Tour ab Varkala nach Munroe Island
Kerala ist berühmt für seine Backwaters, eine weit verzweigte Wasserlandschaft im Hinterland. Die Städte Kochi, Alappuzha und Kollam gelten als beliebteste Ausgangspunkte für Touren dorthin. Doch auch ab Varkala lassen sich die Backwaters besuchen. Wir unternehmen einen Halbtagsausflug nach Munroe Island.
Varkala mit Kindern
Ähnlich wie in Goa sind auch in Varkala viele Familien mit Kindern aller Altersklassen unterwegs, auch Paare während der Elternzeit mit ihren Babys. Die Inder sind sehr freundlich und kinderlieb. So zaubern manche Bedienungen in Restaurants aus der Hosentasche ein Spielzeug hervor, mit dem sich Emma beschäftigen kann. Häufig steht sie im Mittelpunkt.
Am Strand erweist sich natürlich Sandspielzeug als nützlich. Viel mehr brauchen Kinder aber gar nicht. Sie finden immer etwas zum Spielen.
Wichtig: Oben am Cliff gibt es häufig kein Geländer – Absturzgefahr!
Produkte wie Windeln und Babynahrung sollten mitgebracht werden. Diese benötigen wir für Emma nicht mehr, haben wir jedoch auch nirgends gesehen.
Hier gibt es unsere persönliche Packliste für Reisen mit Babys und Kleinkindern in Asien.
Wie häufig in den Tropen ist die Sonneneinstrahlung extrem. Deshalb bei den Kids unbedingt auf Sonnenschutz achten (im Zweifel eher mehr Sonnencreme mitnehmen). Vor allem – aber nicht nur – mittags gilt: ab in den Schatten (was direkt am Varkala Beach quasi unmöglich ist)!
Bei gesundheitlichen Problemen: An der Temple Road befindet sich ein kleines Hospital.
Kinder dürften überall etwas zum Essen finden. Emma ernährt sich von Omelett, Toastbrot mit Marmelade, Obstsalat, Reis, Kartoffelgerichten und indischen Brotvarianten wie Nan und Aloo Paratha. Während der gesamten Indienreise hat sie zum Glück keine Magenprobleme. Allerdings achten wir genau darauf, dass sie weder Eis, noch andere „gefährliche“ Dinge isst.
Emma gefällt es wirklich sehr in Varkala. Am Ende der Reise zählt sie ihre Highlights auf: „Strände, Rikscha fahren, Tempelfest und Elefanten.“ Entsprechend schwer fällt ihr der Abschied: „Ich will noch länger in diesem Indien bleiben“, sagt sie – und meint Varkala.
Unterkünfte in Varkala
In Varkala reiht sich eine Unterkunft an die nächste, vor allem am North Cliff. Die größte Auswahl besteht in der Mittelklasse. Es gibt aber reichlich einfache Guesthouses und hochpreisige Hotels. Zwischen Mitte Dezember und Mitte Januar kosten die Zimmer am meisten. In der Nebensaison lassen sich vor Ort ordentliche Rabatte aushandeln. Ein große Auswahl an Unterkünften gibt es unter anderem bei Booking.com*.
Wir übernachten im Hill View Beach Resort*. Die Lage direkt in der ersten Reihe am Cliff ist perfekt! Unser Zimmer ist zwar nicht ganz neu eingerichtet, aber mit Klimaanlage, Badewanne, Warmwasser, großem Bett, Tischen, Schränken, Sofa, Kühlschrank und anderen Annehmlichkeiten gut ausgestattet. Die Terrasse liegt am schönen Garten, und das Personal ist sehr freundlich und zuvorkommend.
Anreise nach Varkala und Weiterreise
Varkala eignet sich – ähnlich wie Kovalam – gut als erste oder letzte Station einer Rundreise durch Kerala oder Südindien. Schließlich liegt Varkala Beach nur 50 Kilometer – eine Fahrstunde – vom internationalen Flughafen von Thiruvananthapuram (früher Trivandrum) entfernt.
Ab Deutschland fliegen zum Beispiel Etihad, Emirates und Qatar Airways mit Zwischenstopp in elf, zwölf Stunden zum Thiruvananthapuram International Airport (IATA-Code: TRV) – also relativ schnell. Von Thiruvananthapuram wiederum gibt es Inlandsflüge unter anderem nach Kochi (COK), Bengaluru (BLR), Madurai (IXM), Chennai (MAA), Mumbai (BOM) und Delhi (DEL) sowie Nonstopverbindungen zu zahlreichen asiatischen Metropolen.
Wir recherchieren Flüge am liebsten bei Skyscanner* und booking.com*. Damit lassen sich nicht nur die besten Langstreckenverbindungen, sondern auch gute Angebote regionaler Billigflieger finden.
Flugverspätung? Flugausfall? Flightright* hilft bei der Durchsetzung von Fluggastrechten – und sorgte dafür, dass uns die Airline eine Entschädigung zahlte. Ein Erfahrungsbericht.
Am Taxistand zwischen North Cliff und South Cliff bieten zahlreiche Fahrer ihre Dienste an. Dort hängt gut sichtbar eine Preisliste aus. Die Strecke von Varkala zum Flughafen Thiruvananthapuram kostet demnach 1200 Rupien. Für die anderthalbstündige Taxifahrt von Kovalam nach Varkala zahlen wir 1600 Rupien. Taxis mit Klimaanlage sind etwas teurer.
Eine gute Option für die Weiterreise stellt die Eisenbahn dar. Täglich gibt es ab Varkala mehrere Züge unter anderem nach Thiruvananthapuram (eine Stunde), Kollam (30 Minuten), Alappuzha (auch Alleppey, zwei Stunden), Kottayam (zweieinhalb Stunden) sowie nach Kochi (vier Stunden). Meist reicht es, die Fahrkarten kurz vorher direkt am Bahnhof zu kaufen. Eine Rikschafahrt dorthin kostet 100 Rupien.
Busse sind eine weitere Reisemöglichkeit. Die Bahn ist aber schneller und bequemer.
Tickets für alle Transfers innerhalb von Indien und anderen asiatischen Ländern lassen sich unter anderem bei 12Go Asia* buchen.
Beste Reisezeit für Varkala und Kerala
Die trockenen Monate Oktober bis April gelten als beste Reisezeit. Klimatisch am angenehmsten dürften es zwischen Dezember und Februar sein. Bei unserem Aufenthalt Ende März ist es sehr schwül und heiß – tagsüber 35 Grad Celsius.
Auslandsreisekrankenversicherung
Wichtig! Unbedingt eine gute Auslandsreisekrankenversicherung abschließen, zum Beispiel von TravelSecure*, dem Testsieger bei Stiftung Warentest. Die Kosten dafür sind überschaubar. Aber falls wirklich etwas Ernsthaftes passiert, wird es schnell sehr teuer.
Reiseführer
Die Auswahl an deutschsprachigen Reiseführern über Indien ist groß. Umfangreiche Kapitel zu Kerala bieten unter anderem der „Lonely Planet Reiseführer Südindien und Kerala“* sowie der „Stefan Loose Reiseführer Indien, Der Süden“*.
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Text und Fotos: Heiko Meyer
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10 Kommentare zu „Reisebericht Varkala Beach, Südindien: Schöner Strand, steiles Cliff und viele Ausflüge“
Schöne geschrieben, ich fühl sher stolz auf mein Land .
Hallo Anuja, danke für Deinen netten Kommentar :-) Viele Grüße und alles Gute, Heiko
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