Drei Fahrstunden von Mandalay entfernt liegt Monywa. Die Stadt belohnt die wenigen Touristen mit unzähligen Buddhastatuen, einige davon riesengroß. Schon die Busfahrt dorthin durch das ländliche Myanmar ist ein Erlebnis.
Kurz nach der Ankunft am Busterminal von Mandalay beginnt die Reise in die knapp 140 Kilometer nordwestlich gelegende Stadt Monywa. Im Bus nehme ich Platz auf Sitz Nummer fünf. Neben mir macht es sich eine alte Dame mit grauen Haaren, die mit kleinem Gepäck reist, gemütlich. „Mingalabar“, grüße ich. Sie strahlt mich mit einem aufrichtigen Lächeln an, das ihren einzigen noch verbliebenen oberen Schneidezahn besonders unschön erscheinen lässt.
Der Bus quält sich durch Mandalays engen Straßen. An manchen Kreuzungen steigen Händler ein und bieten während ihrer kurzen Mitfahrt Snacks oder Betelnüsse an. In der Mittagshitze bauen Minderjährige eine Straße. Sie klopfen Steine, schaufeln sie in das Straßenbett und gießen den Asphalt per Hand. Andere verdingen sich als Trishawfahrer. Fast schon glücklich können sich in Myanmar jene Kinderarbeiter schätzen, die in Restaurants oder als Postkartenverkäufer ausgebeutet werden.
Eine Brücke führt über den Irrawaddy-Fluss. Auf den von Pagoden übersäten Hügeln von Sagaing glänzen weiße und goldene Stupas. Der Bus ist voll besetzt. Nur auf dem Mittelgang lassen sich noch Passagiere unterbringen, die dann auf kleinen Plastikhockern sitzen. Beim Fahrer hängt ein mittelgroßer Flachbildschirm, der von den speckigen, grünen Cordsitzen ablenkt. Zum Glück bleibt das Gerät ausgeschaltet. Denn westliche Touristen haben von den Bordunterhaltungssystemen in asiatischen Bussen meist nur Lärm zu erwarten.
Nach Monywa alle paar Minuten an einem Tempel vorbei
Alle paar Minuten geht es an einem Tempel vorbei. Am Straßenrand rufen Menschen im Namen Buddhas zu Spenden auf. Wahrscheinlich, um noch mehr Tempel zu bauen. Der Busfahrer hält an einer Raststätte und spritzt den Motor mit einem Wasserschlauch zur Kühlung ab. Einige Fahrgäste stürzen in ein Restaurant. Die Übrigen sind den Verkäufern ausgeliefert, die ihre Snacks auf einem Korb auf ihrem Kopf tragen.
Die alte Dame neben mir hat sich einen Maiskolben gekauft. Obwohl mir nicht klar ist, wie sie ihn essen will. Sie pellt den Kolben ab, will die Schale aus dem Busfenster werfen, das sie für offen hält. An der Scheibe prallt die Schale ab und fällt hinab auf meinen Schoß. „Macht nichts“, sage ich auf Englisch. Das Malheur ist ihr sichtlich peinlich. Sie schaut mir den Rest der Fahrt nicht mehr in die Augen.
Monywa liegt am Chindwin-Fluss
Monywa liegt drei Fahrstunden nordwestlich von Mandalay am Chindwin-Fluss. In der Stadt wohnen mehrere Hunderttausend Menschen, doch ist Atmosphäre ist ländlich-entspannt. Die Straßen sind breit und werden selbst im Zentrum von Pferdekutschen und Hausschweinen benutzt. Vor Tankstellen bilden sich lange Schlangen von Menschen mit ihren Motorrollern. Sie stehen für Benzin an. Ähnlich wie Bürger in der ehemaligen DDR, die auf Bananen warteten.
Ein junger Tricycle-Fahrer macht mir seine Aufwartung. Sein Vorteil: Als einer der wenigen hier spricht er gut Englisch. Der Ausflug zu den Sehenswürdigkeiten der Umgebung von Monywa beginnt. Den Anfang macht die bunte, einzigartige Thanboddhay-Pagode, in der sich nicht weniger als 580.000 Buddhastatuen – kleine und große – befinden.
Vom religiösen Eifer zeugen auch einige gigantische Buddhas in der Nähe. Dazu gehören ein 90 Meter langer liegender sowie ein 130 Meter hoher stehender Buddha, der wohl zweithöchste der Welt. Beide können von innen begangen werden.
Gigantische Buddhastatuen bei Monywa
Die Stimmung dort ist herzlich. Als ich die Stufen hinauf gehe, wirft mir ein kleiner Junge grinsend Küsse mit der Hand zu. Wie seiner Liebsten zum Abschied. „Mingalabar“, grüße ich jeden mit dem einzigen burmesischen Wort, das ich kenne. Die Reaktionen sind fröhlich bis schüchtern. Viele Ausländer kommen nicht hierher.
Auf der anderen Seite des Chindwin-Flusses können zudem die Pho Win Daung Caves besichtigt werden. Dabei soll es sich um mehr als 900 Höhlen mit unzähligen Buddhastatuen handeln.
Am nächsten Tag im Bus zurück nach Mandalay ist nur noch ein Sitz frei. Alle folgenden Passagiere nehmen auf kleinen Plastikhöckerchen im Mittelgang Platz. Rechts neben mir kaut ein Mönch unentwegt Betelnüsse und spuckt den roten Speichel aus dem Fenster. Vor uns der Busfahrer, über ihm ein Flachbildschirm Marke „KSP“. Es läuft ein burmesischer Spielfilm mit viel Gewalt. Nicht das Richtige für die Damen links neben und hinter mir. Die Lautsprecher beschallen den ganzen Bus. Trotz Ohropax* bleibt mir nichts anderes übrig, als mitzuschauen. Zum Glück sind es nur drei Stunden bis Mandalay.
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Text und Fotos: Heiko Meyer
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1 Kommentar zu „Von Mandalay nach Monywa: Zu Myanmars Riesenbuddhas“
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