Gleich nach der Ankunft in Yangon geht es zur berühmtesten Sehenswürdigkeit von Myanmar: zur Shwedagon-Pagode. Die Atmosphäre dort ist magisch.
Vier Uhr morgens in Kuala Lumpur, Malaysia. Der Fahrer des Shuttle-Busses vom Hotel zum Flughafen steht an einer Schranke und wartet. Der Pförtner macht ein Nickerchen und öffnet deshalb nicht. „Kikeriki, kikeriki, wuff, wuff“, ahmt der Busfahrer Tierlaute nach, um den Schlafenden zu wecken. Die müden Passagiere lachen.
Nette Sitznachbarn versüßen die Anreise nach Yangon in die größte Stadt von Myanmar. Der internationale Flughafen ist endlich umgebaut, verdient nun diesen Namen. Mein Rucksack wandert vom Band auf einen Gepäckwagen „Made in Germany“ von der wanzl Metallwarenfabrik Leipheim. Dem Zustand zufolge muss er schon viele Jahre im Einsatz sein.
Ende 2006 war ich das erste Mal in dem südostasiatischen Land, das früher Burma beziehungsweise Birma hieß. Auf dem Weg in die Innenstadt von Yangon präsentiert sich Myanmar so wie in meiner Erinnerung. Männer tragen Longyis, die traditionelle Wickelröcke, statt Hosen. Frauen haben in Mustern aufgebrachte Thanakapaste im Gesicht. Pflegen soll sie, vor Sonne schützen und bleichen. Buddhistische Mönche gehören zum Bild der weitläufigen Stadt mit vielen Kolonialgebäuden. So manche neue Häuser befinden sich seit Jahren im Rohbau und Fahrzeuge häufig im schrottreifen Zustand. Der Geruch von asiatischem Essen liegt in der Luft.
Inzwischen gibt es viele Geldautomaten in Yangon. Früher tauschten jedoch alle ihre Euro und US-Dollar schwarz auf dem Bogyoke Aung San-Markt in die lokale Währung Kyat. Denn der offizielle Wechselkurs war nur für die Staatsbilanz. Noch immer müssen ausländische Scheine – besonders US-Dollar – in makellosem Zustand sein. Kein Knick, keine Schrift, sonst nimmt niemand die Devisen. Für 100 Euro gibt es derzeit rund 130.000 Kyat – bei 1000er-Scheinen ein dickes Bündel Geld.
Geld wechseln in Yangon
Früher gab es in Myanmar sogar Banknoten im Wert von 45 und 90 Kyat. Diese Stückelung hing mit dem Aberglauben von General Ne Win zusammen, der das Land von 1962 bis 1988 beherrschte. Neun war seine persönliche Glückszahl. Sowohl 45 als auch 90 sind durch neun teilbar und ergeben als Quersumme ebenfalls neun. 1987 wurden die Scheine dann in einer Hauruck-Aktion entwertet. Viele Bürger verloren deshalb ihre Ersparnisse. Herausgegeben wurden nicht weniger ungewöhnliche Banknoten zu 25, 35 und 75 Kyat.
Den Nachmittag und Abend verbringe ich in der goldenen Shwedagon-Pagode, dem Wahrzeichen und der berühmtesten Sehenswürdigkeit des Landes. Sich dem Gott dieser Region vorzustellen, kann angesichts der bevorstehenden Reise nicht schaden.
Die Shwedagon-Pagode ist einer der schönsten Tempel
Für mich ist die im Laufe der Jahrhunderte mit Gold und Edelsteinen opulent verzierte Shwedagon-Pagode der schönste buddhistische Tempel der Welt! Überall wird meditiert und gebetet. Überall läuten Glocken, singen Mönche und Nonnen. Einheimische wie Touristen sitzen gleichermaßen fasziniert vor den Buddhastatuen und reich geschmückten Schreinen. Und natürlich um den 100 Meter hohen, gold-glänzenden Stupa herum. Geradezu magisch ist ein Besuch in den frühen Morgen- oder späten Nachmittagsstunden, wenn sich im Minutentakt die Lichtstimmungen ändern. Für solche Momente reise ich!
„Mögen alle Wesen im Osten, alle Wesen auf der Erde frei sein! Frei sein von aller Furcht, frei von Not und Elend, frei von Armut. Mögen sie Frieden in ihren Herzen tragen.“ Videoaufnahmen aus „Burma VJ: Reporting from a Closed Country“ (siehe Trailer, unten) dokumentieren eindrucksvoll die Ereignisse im Jahr 2007, als sich die Bevölkerung Myanmars gegen die Militärdiktatur erhob. Unter dem Applaus der Menschen sangen Mönche in ihren safranfarbenen Roben immer wieder diese Worte, als sie protestierend aus der Shwedagon-Pagode durch Yangon zogen. „Versöhnung! Das ist unser Wunsch!“, riefen sie im Chor.
Begeistert standen Yangons Bürger zu Zehntausenden auf den Straßen und applaudierten von den Balkonen. Die Hoffnung der Safran-Revolution war geboren. Für kurze Zeit schien alles möglich. „Wir wollen Versöhnung! Das ist unser Wunsch! Für die Generationen nach uns! Freiheit für Aung San Suu Kyi! Das ist unser Wunsch!“
Aung San Suu Kyi wurde „Our Special Lady“ genannt
Der Name der bekannten Oppositionspolitikerin und Friedensnobelpreisträgerin durfte lange Zeit im eigenen Land nicht ausgesprochen werden. Deshalb wurde sie häufig „Our Special Lady“ genannt. Und wenn ein internationaler Fernsehsender einen Bericht über Aung San Suu Kyi zeigte, wurde die Ausstrahlung in Myanmar kurzerhand abgeschaltet.
Erstmals seit der Niederschlagung der Aufstände 1988 mit über 3000 Toten verkündeten Myanmars Menschen wieder öffentlich ihre Meinung. Zu den Protestmärschen kam es, nachdem die Militärregierung Mitte August 2007 den Benzinpreis verdoppelte. Das Regime reagierte mit Unterdrückung und Verhaftungen. Am 25. September 2007 begann das Militär mit der gewaltsamen Beendigung der auf Zehntausende Teilnehmer angewachsenen friedlichen Demonstrationen. Dabei verloren vermutlich mehrere Hundert Menschen ihr Leben.
Noch immer Konflikte und Menschenrechtsverletzungen
Im März 2011 dankte General Than Shwe an der Spitze von Myanmars Militärjunta ab. Nachfolger Präsident Thein Sein schlug einen Reformkurs ein. Im Oktober 2011 kündigte die neue Regierung eine Amnestie an und ließ erste politische Häftlinge frei. Inzwischen sitzt Aung San Suu Kyi mit weiteren Mitgliedern ihrer Nationalen Liga für Demokratie als Abgeordnete im Parlament. Hochrangige Politiker aus dem Ausland besuchen das Land, und wirtschaftliche Sanktionen werden schrittweise abgeschafft. Der Tourismus boomt seitdem. Doch sollten sich Besucher dessen bewusst sein, dass es noch immer blutige Konflikte und Menschenrechtsverletzungen in Myanmar gibt.
Unterkünfte in Yangon
Vom sehr einfach Guesthouse bis zum Luxushotel: Yangon bietet für jedes Budget eine passende Übernachtungsmöglichkeit. Rund 400 verschiedene Unterkünfte lassen sich allein bei booking.com* vergleichen und buchen. Bei Agoda* ist die Auswahl sogar noch größer.
Anreise nach Yangon
Der internationale Flughafen von Yangon (IATA-Code: RGN) wird von zahlreichen Airlines angeflogen. Von Deutschland aus gibt es keine Nonstopverbindungen. Es muss mindestens einmal umgestiegen werden, zum Beispiel in Bangkok (Thai Airways), Kuala Lumpur (Malaysia Airlines) oder Dubai (Emirates). Ab Yangon gibt es Inlandsflüge zu zahlreichen Städten innerhalb Myanmars, unter anderem nach Nyaung U (NYU, für Bagan), Heho (HEH, für Inle-See), Mandalay (MDL), Thandwe (SNW, für Ngapali Beach) und Sittwe (AKY, für Mrauk-U).
Wir recherchieren Flüge am liebsten bei Skyscanner*. Damit lassen sich nicht nur die besten Langstreckenverbindungen, sondern auch gute Angebote regionaler Billigflieger finden.
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Auslandsreisekrankenversicherung
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Reiseführer für Myanmar
Für Myanmar gibt es inzwischen eine große Auswahl an Reiseführern. Ein Klassiker ist natürlich der „Stefan Loose Reiseführer Myanmar“*. Ebenfalls empfehlenswert sind der „Lonely Planet“* sowie der „Reise Know-How“*.
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Text und Fotos: Heiko Meyer
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17 Kommentare zu „Reisebericht Shwedagon-Pagode in Yangon: Erstes Highlight in Myanmar“
Hi Heiko,
schöner Artikel mit tollen Fotos. Auf der Schwedagon Pagode ging es mir ähnlich. Der Ort sprüht vor Spiritualität und wenn man sich genug Zeit nimmt, findet jeder seine Ruhe.
Gut auch, dass Du die politische Situation aufzeigst. Ja, das Land öffnet sich nach und nach immer mehr, aber man sollte nicht vergessen, dass es noch immer Teil einer Militärdiktatur ist. Was ich bei meiner Reise sehr faszinierend fand, ist jedoch wie offen über all das doch gesprochen wird. Und wie sehr sich (nun gut, die Menschen mit denen ich sprechen konnte, waren eben meist jene mit Uniabschluss und guten Englischkenntnissen) der Wandel gewünscht wird. Ich hatte immer das Gefühl, dass die Einheimischen gerne mit Touristen über die Themen redeten, damit wir die Problematik mit in unsere Welt nehmen und die Meinungen verbreiten. Nächstes Jahr sind wieder Wahlen. Es wäre die letzte Chance, dass Aung San Suu Kyi Premierministerin werden könnte. Dafür muss jedoch das Gesetz geändert werden. Eine große Aufgabe. Ich bin gespannt, wie sie endet.
Liebe Grüße
Mandy
Hallo Mandy,
danke für Deine netten Worte! Ja, Myanmar steckt voller spiritueller Orte – und das sage ich als Atheist ;-) Wie Du hatte ich ebenfalls das Gefühl, dass sich die Menschen mitteilen und ihre Meinung in die Welt tragen wollen. Bin sehr gespannt, in welche Richtung sich das Land in den nächsten Jahren entwickelt…
Viele Grüße,
Dein neuer Facebook-Follower ;-)
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bewegende Bilder die mich an unsere Reise vor 10 Jahren erinnerte. Auch wir haben die Schwedagon zu den verschiedensten Zeiten besucht. Man kann es kaum beschreiben, man muß es
Hallo Erika, danke für Deinen Kommentar. Ja, die Shwedagon-Pagode und die Atmosphäre dort ist wirklich unbeschreiblich schön. Mehrmalige Besuche zu unterschiedlichen Tageszeiten sind auf jeden Fall sehr empfehlenswert. Behalte die Reise in guter Erinnerung! Viele Grüße, Heiko
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