Der Goldene Felsen von Kyaikthiyo stellt für Buddhisten einen der heiligsten Orte in Myanmar dar. Manch andere sehen in ihm einfach nur einen großen, verzierten Stein. Die Pilgerfahrt zum Golden Rock lohnt sich aber in jedem Fall.
Basis für einen Ausflug zum Golden Rock ist das Örtchen Kinpun, etwa vier Fahrstunden östlich von Yangon. Dort nehmen Besucher mit gut 40 anderen Passagieren eingepfercht auf der Ladefläche eines LKWs auf schmalen Holzbänken Platz. In einer Dreiviertelstunde rast das menschenbeladene Vehikel durch bewaldete Landschaft eine Serpentinenstraße die Berge in Richtung Goldener Felsen hinauf. Währenddessen wird mehrmals gehalten und versucht, die Pilger zum Spenden zu animieren. Den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Per Sänfte hinauf zum Golden Rock
Eine Metalltreppe führt hinab von der Ladefläche des Lasters. Von nun an geht es zu Fuß weiter, 45 Minuten eine Asphaltstraße hinauf. Zwischendurch laden Lokale zur Rast. Fußfaule können sich auf einer Sänfte von vier schwitzenden Männern hinauftragen lassen. Kartoffelchips essend nehmen vor allem asiatische Touristen diesen Service in Anspruch.




Der Goldene Felsen gilt als eins der Wahrzeichen Myanmars. Überall im Land befinden sich Bilder von dem großen, mit Blattgold verzierten, schräg auf einem 1100 Meter hohen Berg liegenden Felsblock. Angeblich soll eine Kinderhand in der Lage sein, ihn herunterzustoßen. Dennoch überstand er die Erdbeben und Stürme der Jahrhunderte.
Goldener Felsen: Heiliger Ort in Myanmar
Für viele Buddhisten stellt der Goldene Felsen einen der heiligsten Orte in Myanmar dar. Manch andere sehen in ihm nur einen großen, verzierten Stein. Dennoch lohnt das Drumherum in jedem Fall einen Besuch.






Das Treiben am Goldenen Felsen gleicht einem Spektakel. Männer kleben ihre Gebete mit Blattgold an die Reliquie. Frauen dürfen sich ihr nicht nähern. Sie beten auf einer separaten Plattform. Im Schatten der Bäume rasten Pilger. Menschen bestaunen die Aussicht, die bis zum Meer reicht. Väter spielen mit ihren Söhnen, während junge Frauen schwere Ziegelsteine auf ihrem Kopf zu einer Baustelle schleppen. Es gibt eine Fülle an Fotomotiven.





Ab 50 Dollar aufwärts lässt es sich oben in der Nähe des Golden Rock in regierungseigenen Hotels übernachten. Ansonsten startet 18 Uhr der letzte LKW nach Kinpun. Die ersten Bänke sind schon belegt. Wir fahren ein paar Meter, der Laster stoppt, jemand sammelt Geld ein. Wir warten. Worauf, erschließt sich weder den Einheimischen noch uns drei Ausländern auf der Ladefläche. Es wird dunkel. Mond und Sterne sind schon zu sehen, als sich der LKW wieder in Bewegung setzt. Der Fahrer braust die Strecke hinab wie auf der Flucht.
„Achterbahn“ vom Goldenen Felsen zurück nach Kinpun
Zwischen den Serpentinen holt er das letzte bisschen Beschleunigung aus dem Laster. Insekten in der Luft mutieren zu Geschossen. Wir Passagiere halten uns am Metallgeländer und gegenseitig fest. Jede Kurve wirft uns auf die Seite. In einem Plastikkorb jault ein Hund. Bei diesem Affentempo hangelt sich tatsächlich jemand außen am Geländer entlang nach vorn! Als hätte er dem Fahrer etwas Wichtiges mitzuteilen. Etwas das nicht warten kann. „Bei uns muss man für so ein Erlebnis viel Geld bezahlen“, ruft mir einer der Ausländer zu. Und ergänzt: „Wir nennen das Achterbahn.“


Am nächsten Morgen um vier Uhr wache ich frierend auf. Es ist kalt nachts in Kinpun. Weder zwei Decken noch eine Jacke bringen die Wärme zurück. Auf der Terrasse des Restaurants wird ein traditionelles Frühstück serviert. Ein kleiner Junge spielt mit seinem Schatten an der Wand. Ein anderer schlägt einen Gong und kündigt so den Almosengang der Mönche an. Die Gläubigen spenden ihnen Essen. Die kahlgeschorenen Männer in ihren roten Roben nehmen die Gaben grußlos an.
Beim Warten auf den Bus zurück nach Yangon unterhalte ich mich mit dem Kellner. Er ist eine Art „Mädchen für alles“ in dieser Unterkunft, zu der auch das Restaurant gehört. 1000 Kyat, weniger als einen Euro also, erhält der 20-Jährige als Tageslohn vom Besitzer. „Das ist einfach nicht genug zum Leben“, bedauert er.
Nirgendwo gibt es mehr Kindersoldaten als in Myanmar
Trotz seiner extremen Unterbezahlung ist er vielleicht sogar besser dran als so manch anderer in diesem Land. Zum Beispiel als die jungen Frauen, die gestern Steine schleppend am Goldenen Felsen vorbeihuschten und wahrscheinlich nicht viel mehr dafür bekommen. Oder als Bauern, die tagein tagaus bei sengender Sonne auf dem Reisfeld im Wasser stehen und Setzlinge in den Matsch drücken. Als die Kies hackenden und Asphalt kochenden Kinder beim Straßenbau in Mandalay. Oder als die vielen Kindersoldaten. Schließlich gilt Myanmar als das Land mit den weltweit meisten Armeeangehörigen unter 18 Jahren.
Eine Erkenntnis verfestigt sich: Selbst ein richtig mieser Tag im Büro ist gar nichts im Vergleich dazu, was viele Menschen auf der Welt täglich tun müssen, um wenigstens satt zu werden. Ich werde sentimental und bin dankbar darüber, dass das Leben so verlief wie bisher: bei Gesundheit, in relativem Wohlstand, in relativer Freiheit.
Auslandsreisekrankenversicherung
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Reiseführer für Myanmar
Für Myanmar gibt es inzwischen eine große Auswahl an Reiseführern. Ein Klassiker ist natürlich der „Stefan Loose Reiseführer Myanmar“*. Ebenfalls empfehlenswert sind der „Lonely Planet“* sowie der „Reise Know-How“*.
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Text und Fotos: Heiko Meyer
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6 Kommentare zu „Reisebericht Goldener Felsen in Myanmar: Pilgerfahrt zum Golden Rock“
Wundervoller Beitrag und wirklich tolle Bilder! Ich war 2014 auch da und bin aus dem staunen nicht mehr herausgekommen. Wiklich ein sehr spannender Ort, welcher man auf einer Reise durch Myanmar unbedingt besuchen muss :-)
Hier gibt’s übrigens auch einen spannenden Beitrag zum Kyaikthiyo:
http://www.reisegeek.de/der-goldene-fels-kyaikto-in-myanmar/
Liebe Grüsse,
Arjuna
Hallo Arjuna,
danke für Deinen Kommentar und die netten Worte. Ich war von der Tour zum Goldenen Felsen und dem ganzen Drumherum wirklich positiv überrascht. Am Ende der zweiten Myanmar-Reise hatte ich noch eins, zwei Tage „übrig“. Und entschied mich deshalb, den „großen Stein“, den ich beim ersten Mal ausgelassen hatte, doch noch anzuschauen. Zum Glück!
Bei Dir gucke ich auch gleich mal vorbei…
Liebe Grüße,
Heiko
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