Am Toba-See im Norden der indonesischen Insel Sumatra lebt das Volk der Batak. Warum es auf eine makabre Geschichte zurückblickt und was es mit James Brown auf sich hat, liest Du in diesem Beitrag.
James Brown stammt aus New York. Der Amerikaner ist weder verwandt noch verschwägert mit seinem berühmten Namensvetter. Als Kind hat er den bekannten Musiker jedoch einmal persönlich getroffen und von ihm ein Autogramm erhalten.
James Bown reist ebenfalls durch den Norden der indonesischen Insel Sumatra und wählt eine ähnliche Route wie ich. Er war bereits in Banda Aceh. Kennengelernt haben wir uns auf Pulau Weh, wiedergetroffen in Bukit Lawang, und nun stoßen wir am Danau Toba aufeinander. Es ist nicht nur der größte See Südostasiens, sondern zugleich der größte und tiefste Vulkankratersee der Welt.
Um den Lake Toba erheben sich bis zu 1200 Meter hohe Berge. Die Landschaft sieht ein bisschen aus wie die Voralpen. Man könnte sich auch im Allgäu wähnen. „Wie in Heidi-Land“, bringt es James Brown in seiner amerikanischen Sichtweise auf den Punkt. Nur dass die Kirchen und die traditionellen Häuser des in dieser Gegend lebenden Batak-Volkes eine ganz eigene Architektur besitzen.
Pulau Samosir liegt mitten im Toba-See
Inmitten des riesigen Toba-Sees befindet sich die Insel Samosir, die etwa so groß ist wie Singapur oder Ibiza. Genau genommen ist sie gar keine Insel, da eine kleine Landzunge eine Verbindung mit Festland-Sumatra bildet. Die meisten Touristen auf Pulau Samosir verschlägt es in einen Ort namens Tuk Tuk am Ufer des Toba-Sees.
Dort will ich die Seele baumeln lassen und suche darum etwas Schönes zum Bleiben. Das heißt, die Unterkunft kostet nicht vier sondern 15 Euro pro Nacht. „Krass! So lebt also die andere Hälfte der Gesellschaft“, witzelt James Brown, nachdem er mein Apartment auf zwei Etagen in einem traditionellen Batak-Holzhaus mit geschwungenem Dach erblickt. Oben befinden sich Schlafzimmer, unten Bad und Aufenthaltsraum. „Hätte ich so ein Badezimmer, würde ich die meiste Zeit des Tages auf dem Klo verbringen“, kriegt sich der Amerikaner nicht wieder ein.
Mit James Brown unternehme ich eine Radtour in die Umgebung. Sie führt unter anderem nach Ambarita, einem traditionellen Dorf mit sogenannten Steinstühlen. Diese stehen inmitten eines von Batak-Häusern begrenzten Platzes im Schatten eines heiligen Baums um einen Steintisch herum. Früher wurde dort getagt und über Verbrecher gerichtet.
Die Hände zusammengebunden, mussten sie essen wie Tiere
Bei kleineren Straftaten wie dem Diebstahl eines Huhns sperrte die Gemeinschaft die Kriminellen zum Beispiel für 30 Tage in einen umzäunten Bereich vor dem Haus. Ihnen blieben die Hände zusammengebunden, sodass sie wie Tiere essen mussten.
Auf große Verbrechen wie Mord und Vergewaltigung stand der Tod. Hatte der Rat das Urteil verkündet, wurde der Delinquent zum Exekutionsplatz geführt. Was dort geschah, erzählt Nalda Pahala, der uns sein Dorf Ambarita zeigt: „Der Kriminelle wurde auf einem Steintisch festgebunden, um ihn zu foltern und um seine magischen Kräfte zu überprüfen. Wenn Übersinnliches im Spiel war, starb er einen langsamen, qualvollen Tod.“
„Horas! Horas! Horas!“
Zunächst wurden dem Verurteilten mit einem Messer mehrere Schnitte zugefügt. Bluteten die Wunden, besaß er keine magischen Kräfte und wurde auf dem Richtblock geköpft. Dreimal wurde „Horas“ gerufen – der traditionelle Batak-Gruß, der mehrere Bedeutungen hat. Beim dritten Mal sauste ein großes Messer hinab und trennte den Kopf vom Rumpf.
Wenn aber nur wenig Blut aus der Wunde trat, hielt die Gemeinschaft ihn für einen Magier. Ein Dukun, ein Schamane, trieb ihm dann die Magie mit einem Zauberstab aus. Er hob den Holzstock mit geschnitzten Geisterfiguren und menschlichem Haar mit beiden Händen nach oben und schlug mit voller Wucht auf verschiedene Körperteile ein. Auf Kopf, Bauch und Arme. „Der Verurteilte schrie entsetzlich“, erklärt Nalda Pahala, der ebenfalls dem Batak-Volk angehört. Dann wurde erneut die Magieprobe vorgenommen. „Blutete der Körper nun, wurde Zitronenwasser hinübergegossen, bevor er schließlich geköpft wurde“, erläutert der 39-Jährige.
Die Batak betrieben rituellen Kannibalismus
Hinrichtungen wie diese wurden bis ins 19. Jahrhundert durchgeführt. Bis dahin waren die Batak Animisten und sollen sogar rituellen Kannibalismus betrieben haben. Aus magischen Gründen verspeisten sie Herz, Leber und Hirn der Opfer, über deren Auswahl ein Schamane entschied. Schließlich bekehrte ein deutscher Missionar das Volk. Und die Batak wandten sich dem Christentum zu.
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Text und Fotos: Heiko Meyer
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8 Kommentare zu „Reisebericht Sumatra: Mit James Brown bei den Batak am Toba-See“
Hallo Heiko und Julia,
ich bin durch Zufall auf euren Blog gestoßen und er gefällt mir sehr gut. Ihr verwendet viele schöne Bilder auf eurem Blog. Ich frage mich wie ihr das mit dem Upload der Bilder in Asien macht… Ich verwende auf meinem Blog http:/www.mplx.de/Blog ebenfalls WordPress und der Upload ist, wie ich finde, immer mit etwas Nervenkitzel verbunden.
Ich wünsche euch beiden noch eine schöne Zeit, vielleicht läuft man sich ja irgendwann mal über den Weg :)
Hallo Peter,
schön, dass Dir unser Blog gefällt. Ja, mit dem Bilder-Upload ist das so eine Sache. Die Internet-Verbindung muss natürlich stabil sein. Ansonsten verkleinern wir die Bilder vorher, sodass die Datenmengen überschaubar bleiben.
Viele Grüße und gute Reise,
Heiko
Hallo Julia und Heiko,
Ich glaube es ist unnötig, dass der Unsinn, der Touristen in Huta Siallagan bei Ambarita aufgetischt wird, hier unkritisch weitergegeben wird. Die Steinanlagen sind nicht prähistorisch sondern stammen aus den 20er Jahren. Damals herrschten längst die Niederländer und daher gab es da auch keine schaurigen Hinrichtungen. Es hört sich alles wunderbar exotisch an, aber es ist kein einziger Fall von einer batakschen Hinrichtung dokumentiert worden, und ob die Batak wirklich Kannibalen waren ist umstritten. Der bekannteste Fall wo ein amerikanischer Missionar verspeist worden sein soll, wird immer wieder als Beweis vorgebracht, aber wenn man die Missionarsberichte aus den 60er jahren ds 19. Jahhrhunderts liest, so wird bereits dort schon berichtet, dass es unbekannt ist was mit den leichen der getöteten Missionare passierte.
Es hat übrigens gerade eine lange Diskussion auf Facebook gegeben wo sich viele Batak empört zeigten wie primitiv sie von ihren eigenen Landsleuten in Huta Siallagan dargestellt werden.
Hallo Uli,
danke für den Kommentar und die kritischen Anmerkungen. Der Beitrag ist keine umfassende Darstellung des Batak-Volkes, und wir wollen die Menschen dort natürlich nicht auf einzelne Aspekte reduzieren, die möglicherweise stattgefunden haben. Vielmehr handelt es sich um einen nicht ganz ernst gemeinten Reisebericht, in den persönliche Erlebnisse einfließen. Aber ich werde die Infos noch mal recherchieren und dann in ein paar Tagen in den Text einbauen.
Viele Grüße und alles Gute,
Heiko
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Hi Uli,
alles nicht so ernst nehmen. Wir waren auch dort und durften/mußten ebenfalls feststellen, daß die Toba-Bataks schon gerne und ungefragt von ihren Vorfahren und den damit (erfundenen?) Schlachtfesten erzählen. Ob wahr or not, die machens auf jeden Fall mit viel Einsatz und Phantasie, das geht soweit, daß unsere Führer sich beim Vorführen der Köpfaktionen einen blutigen Hinterkopf geholt hat, weil er sich zu begeistert rückwärts auf den Hinrichtungsblock geschmissen hat, war sehr demonstrativ! Ansonsten ne schöne Gegend.
Gruß
Volker
Hallo Volker,
danke für Deinen Kommentar. Ich hatte ebenfalls den Eindruck, dass die Geschichte gern erzählt wird. Bei uns gab´s zwar keinen blutigen Kopf. Aber zum „Köpfen“ wurde sich freiwillig gemeldet ;-) Schön ist die Gegend definitiv!
Viele Grüße,
Heiko
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