Lissabon wird auch Stadt der sieben Hügel genannt – jetzt wissen wir warum. Unsere Füße sind wundgelaufen. Dafür haben wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt von Portugal erwandert, an den Stränden von Estoril und Cascais gebadet – und viele Fotos gemacht.
Lissabon hat etwas Nostalgisches. Der Charme vergangener Zeiten prägt die charmante Hauptstadt Portugals, die an der Mündung des Tejo ganz im Westen Europas liegt. Die mit bunten Kacheln, den Azulejos, verzierten Häuser in Pastelltönen zeigen an allen Ecken Zeichen des Verfalls. Auf sieben Hügeln soll Lissabon erbaut worden sein. Dementsprechend geht es in der 500.000-Einwohner-Stadt mit vielen unterschiedlichen Vierteln permanent auf und ab. Vier Tage erkunden wir Lissabon mit unserer fünfjährigen Tochter Emma. Dies ist unser Programm.
Lissabons ältester Stadtteil Alfama
Lissabons ältestes Viertel Alfama liegt zwischen dem Castello São Jorge (siehe unten) und dem Ufer des Flusses Tejo. Es lässt erahnen, wie die ganze Stadt vor dem großen Erdbeben des Jahres 1755 ausgesehen haben muss. Alfama ist geprägt von engen, verwinkelten Gassen, durch die seit 1928 tagein, tagaus die alte gelbe Tram rattert. Wäsche hängt an gespannten Leinen über der Straße. Alte Männer und Frauen beobachten vom Fenster aus das Geschehen. Dazu tönen allabendlich die melancholischen Klänge des Fado aus den Musikkneipen, in denen reichlich Portwein ausgeschenkt wird. In Alfama wirkt alles ein wenig muffig und wie aus einem alten Film. Aber das gehört zur Atmosphäre, die Lissabon ausmacht.
Einige von Lissabons markantesten Sehenswürdigkeiten sind in Alfama zu finden. Zentral am Fuß eines Hügels liegt die Kathedrale von Lissabon, die auf Portugiesisch Catedral Sé Patriarcal oder auch Igreja de Santa Maria Maior heißt. Da unsere Tochter Emma Kirchen zu lieben scheint, statten wir dem Bauwerk auch innen einen Besuch ab. Madame meint zwar staunend: „Oh, wie prächtig.“ Auf uns wirkt das Äußere aber spektakulärer. Die Kathedrale kann täglich von 9 bis 17 Uhr besichtigt werden (Eintritt kostenlos).
Die mittelalterliche Burganlage Castelo de São Jorge thront auf einem Hügel über der Stadt. Von oben bieten sich grandiose Blicke über Lissabon. Emma kraxelt auf den Mauern entlang und stellt sich vor, wie die Prinzessinnen früher wohl gelebt haben. Und sie fragt sich bei einer weiblichen Statue, warum sie beinahe nackt und ob ihr nicht kalt ist. Besonders angetan ist Emma von den kleinen Pfauen im Innenhof. Ein Ticket für das Castelo de São Jorge kostet 8,50 Euro. Die Burg ist von März bis Oktober täglich von 9 bis 21 Uhr geöffnet, in den anderen Monaten von 9 bis 18 Uhr.
Nachdem wir von der Burg wieder hinablaufen, gelangen wir mit ein bisschen Suchen zur Kirche São Vicente de Fora. Wir müssen sie „natürlich“ ebenfalls besichtigen. Emmas Fazit: „soo schön.“ Sie hat dienstags bis samstags von 9 bis 18 Uhr und sonntags von 9 bis 12.30 sowie von 15 bis 17 Uhr geöffnet (kostenloser Eintritt).
Dienstags oder samstags bietet sich hinter der Kirche auf dem Campo de Santa Clara der Besuch des Feira da Ladra – des Flohmarkts der Diebe – an. Während Heiko bei den Schallplatten stöbert, kann Emma wirklich alles gebrauchen. Sie fragt sich, warum Leute so etwas Schönes wie eine Barbie mit abgeschnittenen Haaren oder zerschlissene Kleider verkaufen wollen.
Eine kleine Aussichtsplattform – die ebenfalls kurz hinter der Kirche liegt – ermöglicht einen wunderbaren Blick zum Pantheon Santa Engrácia. Fotografisch lohnt sich der Besuch der Kirche São Vicente de Fora sowie des Pantheon eher spätnachmittags, da beide Gebäude dann von der Sonne wunderschön angeleuchtet werden.
Lissabons Ausgehviertel Bairro Alto
Ebenfalls höher gelegen ist der Stadtteil Bairro Alto: Lissabons Ausgehviertel. Erst abends erwacht diese Gegend so richtig zum Leben. Wir streifen die Gassen deshalb dieses Mal nur im Vorüberziehen, da unsere kleine Madame eher auf Apfelschorle statt auf Gin Tonic steht. Morgens um elf ist hier noch so gut wie jeder Laden geschlossen. Wenn man weiter bergauf läuft, liegt dort der Aussichtspunkt Miradoura São Pedro de Alcântara. Von hier aus ist der Blick über die Stadt grandios. Leider können wir keine Bilder machen, da aktuell (August 2017) ein Baustellenzaun die Aussicht trübt.
Sollten die Füße schlapp machen und der Weg aus der Unter- in die Oberstadt zu mühsam sein, lässt sich die nicht allzu lange Strecke auch mit dem Elevador de Gloria bewältigen. Die kurze Hin und Rückfahrt mit dieser Standseilbahn kostet 3,60 Euro (mit der Viva-Viagem-Karte lediglich 1,25 Euro).
Vom Miradouro São Pedro de Alcântara führen die Rua Dom Pedro V beziehungsweise Rua da Escola Politecnica zum Jardim do Príncipe Real. In diesem schönen Park laden Sitzgruppen vor einem Glaspavillon zum Verweilen ein. Der nahe Spielplatz stellt das Unterhaltungsprogramm für Emma dar. Samstags soll dort ein sehenswerter Wochenmarkt stattfinden. In den genannten Straßen gibt es einige interessante Läden. Um Emma zu motivieren, machen wir einen Abstecher zur Eisdiele Gelateria Nannarella in der Rua Nova da Piedade 68 und genießen je eine Kugel Mango und Stracciatella.
Lissabons zentrale Stadtteile Baixa und Chiado
Während es in Alfama und Bairro Alto auf und ab geht, gibt es in den im Zentrum liegenden Stadtteilen Baixa und Chiado ebene, parallel laufende Straßen – sehr praktisch für fußmüde Kinder. In beiden Vierteln befinden einige touristische Hotspots: zum Beispiel der bekannte und riesige Platz Praça do Comércio, der bei keiner Stadtrundfahrt fehlt, mit den angrenzenden Arco Triunfal beziehungsweise Arco da Rua Augusta.
Wer von dort aus in nördliche Richtung weitergeht, stößt auf die bekannten Plätze Rossio, Praça da Figueira und Praça dos Restauradores.
Auch bis zum Elevador de Santa Justa ist es nicht weit. Dieser Personenaufzug verbindet die Stadtteile Baixa und Chiado miteinander. Wer sich die fünf Euro für die Fahrt (hoch und runter) sparen möchte, nimmt den Aufzug im H&M um die Ecke. Dieser hat ebenso einen Ausgang zur Oberstadt – oder einfach ein paar Straßen weiter bergauf laufen. Der Fahrstuhl ist von November bis April täglich von 7 bis 22 Uhr und in den übrigen Monaten eine Stunde länger in Betrieb. Meist bilden sich lange Schlangen an Wartenden.
Ein Highlight für Emma stellt die nahe Eisdiele Gelados Santini dar. Die Aussicht auf den Besuch dort motiviert sie, einige Kilometer ohne Jammern zu laufen. Ihre Geduld wird mit den grandios schmeckenden Eissorten Maracuja und Lemon belohnt.
Mit der Tram 28 zum Friedhof Cemitéro dos Prazeres
Auf besonders angenehme (und fußschonende) Weise lässt sich Lissabon mit den berühmten Trambahnen der Linien 28 und 25 erkunden (einfache Fahrt: 2,85 Euro). Die museumsreifen Vehikel rattern die Stadt hoch und runter und quälen sich dabei immer wieder durch enge Kurven und Gassen. Wer einen der begehrten Sitzplätze ergattern möchte (mit Kindern wirklich ein Vorteil), sollte an den Anfangs- beziehungsweise Endstationen Rossio und Prazeres einsteigen. Später wird es eng. In der Hauptsaison bilden sich an den Haltestellen lange Warteschlangen. Deshalb die Fahrt besser am frühen Morgen unternehmen, wenn noch nicht so viele Touristen unterwegs sind.
Direkt an der Endhaltestelle Prazeres liegt der Eingang zum sehenswerten Friedhof Cemitéro dos Prazeres, auf dem Emmas morbides Interesse erwacht. Durch die Glasscheiben schaut sie in die Gruften hinein, die sich entlang der Alleen befinden, und stellt uns viele Fragen zum Thema Tod. Wir genießen vor allem die Ruhe, die nach dem Trubel der Innenstadt gut tut.
Am Tejo entlang nach Belém
Santa Maria de Belém liegt etwas abgelegen von Lissabons Zentrum im Westen direkt am Ufer des Tejo. Am schnellsten dorthin geht es per Bus oder Straßenbahn (Linien 28 und 43). Vor der Abfahrt bietet sich ein Besuch des Mercado de Ribeira an. Die Markthalle ist ein lohnenswerter Anziehungspunkt für alle, die gutes Essen lieben. Hier gibt es Filialen von Lissabons beliebtesten Restaurants und Cafes. Ob die portugiesischen Puddingtörtchen Pasteis de Nata, Fisch und Meeresfrüchte, asiatisches Essen, Eis, Burger oder veganen Speisen: Die Auswahl ist riesig.
Die meisten Touristen kommen nach Belém, um den Torre de Belém zu besichtigen. Der Leuchtturm aus dem 16. Jahrhundert ist eins der bekanntesten Wahrzeichen Lissabons und auf vielen Postkarten abgebildet.
Am Ufer des Tejo steht ebenfalls das Padrão dos Descobrimentos. Das 52 Meter hohe „Denkmal der Entdeckung“ wurde 1960 anlässlich des 500. Todestages von Heinrich dem Seefahrer erbaut. Da wir abends auf der Rückfahrt von unserem Ausflug nach Cascais in Belém Halt machen, schaffen wir die Besichtigung des bekannten Klosters Mosteiro dos Jerónimos und einen Besuch der berühmten Konditorei Casa Pastéis de Belém, in der die „echten“ Pasteis de Nata gebacken werden, leider nicht mehr.
Der Weg zurück in Richtung Innenstadt führt an der LX Factory vorbei. Die ehemalige Textilfabrik wurde nach langem Leerstand alternativ umgestaltet und beherbergt nun verschiedene Läden, Werbeagenturen, Cafés und Künstlerateliers. Regelmäßig finden dort Ausstellungen, Konzerte, Partys und Workshops statt. Besonders schön ist der Buchladen. Aber die ganze LX Factory bezaubert mit ihrem Charme.
Strände in Lissabons Vororten Estoril und Cascais
Die beiden Küstenorte Estoril und Cascais liegen nur gut 30 Fahrminuten mit dem Regionalzug von der Station Cais do Sodré in Lissabons Stadtzentrum entfernt. Jetzt im August interessieren sich Touristen wie wir vor allem für die Strände – obwohl Cascais auch einiges Geschichtliches zu bieten hat.
Wir steigen in Estoril, zwei Stationen vor Cascais, aus. Quasi direkt an der Bahnstation liegt der akzeptable Praia do Tamariz, ein Strand mit grobkörnigem Sand, sauberem Wasser und einigen recht teuren Restaurants. Von einer Mole springen junge Leute ins kühle Nass. Auf der anderen Seite geht es über Steine ins Meer, wobei künstliche Felsen vor der Brandung schützen.
Eine Promenade verbindet Estoril mit dem weitaus bekannteren Cascais. Zwischendurch gibt es einen weiteren Strand, den Praia das Moitas, der etwas kleiner als der von Estoril, aber ebenso gut besucht ist. Während Angler auf guten Fang hoffen, spendieren wir Emma ein Calippo-Eis und schlendern weiter nach Cascais.
Der Strand dort mit vielen Wassersport-Angeboten ist der bisher größte. Diverse Strandrestaurants und -Bars verköstigen die vielen Besucher. In Sichtweite befindet sich der Jachthafen. Praktisch: Auch der kleine Bahnhof von Cascais liegt in direkter Nähe des Strandes.
Sintra, Setúbal & Co.: Ausflüge ab Lissabon
Bei einem längeren Aufenthalt in Lissabon bieten sich zahlreiche Ausflüge in die Umgebung an. Ein besonders lohnenswertes Ziel – das wir aus Zeitgründen leider nicht besuchen – soll die Kleinstadt Sintra 25 Kilometer westlich von Lissabon sein. Mit ihren zum Teil jahrhundertealten Palästen und Parks gehört sie zum UNESCO-Weltkulturerbe. Da die Sehenswürdigkeiten recht weit auseinanderliegen, empfiehlt sich eine organisierte Tagestour ab Lissabon an. Diese kann zum Beispiel bei GetYourGuide* gebucht werden.
Weitere beliebte Ausflugsziele sind Praia do Guincho mit dem Cabo da Roca*, der Nationalpark Reserva Natural do Estuário do Sado* sowie die Industriestadt Setúbal,
Unterkünfte in Lissabon
Portugals Hauptstadt Lissabon ist ein beliebtestes Reiseziel. Entsprechend umfangreich ist das Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten. Allein bei booking.com* lassen sich mehr als 4000 Unterkünfte – Hotels, Pensionen, Apartments und Hostels – vergleichen und buchen. Auch bei Agoda* gibt es eine große Auswahl.
Wir wohnen im Stadtteil Alfama und erreichen von dort aus viele Sehenswürdigkeiten zu Fuß. Da wir Meinungsverschiedenheiten mit dem Vermieter haben, können wir unsere Unterkunft nicht uneingeschränkt empfehlen.
Anreise
Der internationalen Flughafen von Lissabon, der Aeroporto de Lisboa (IATA-Code: LIS), wird von diversen Airlines angeflogen. Von zahlreichen deutschen Städten gibt es Nonstopverbindungen.
Wir recherchieren Flüge am liebsten bei Skyscanner* und booking.com*. Dort lassen sich nicht nur die besten Langstreckenverbindungen, sondern auch gute Angebote regionaler Fluggesellschaften finden.
Flugverspätung? Flugausfall? Flightright* hilft bei der Durchsetzung von Fluggastrechten – und sorgte dafür, dass uns die Airline eine Entschädigung zahlte. Ein Erfahrungsbericht.
Klima und beste Reisezeit
Frühjahr und Herbst gelten als die besten Reisezeiten für Lissabon. Dann sind die Temperaturen angenehm und die Preise moderat. Auch im Hochsommer steigt das Thermometer nur selten über 30 Grad Celsius. Aber angesichts vieler Touristen wird es brechend voll in der Stadt, vor allem an den Sehenswürdigkeiten.
Auslandsreisekrankenversicherung
Wichtig! Unbedingt eine gute Auslandsreisekrankenversicherung abschließen, zum Beispiel von TravelSecure*, dem Testsieger bei Stiftung Warentest. Die Kosten dafür sind überschaubar. Aber falls wirklich etwas Ernsthaftes passiert, wird es schnell sehr teuer.
Reiseführer für Lissabon
Für Portugal und speziell Lissabon gibt es eine große Auswahl an Reiseliteratur. Wer nur die Hauptstadt besucht, ist mit dem „Lissabon Reiseführer Michael Müller Verlag: Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps“* oder dem „Reise Know-How CityTrip Lissabon“* gut bedient. Da wir auch andere Regionen des Landes bereisen, haben wir den bewährten „Stefan Loose Reiseführer Portugal“* dabei. Ebenfalls einen guten Eindruck machen der „Portugal Reiseführer mit vielen praktischen Tipps“* aus dem Michael Müller Verlag sowie der „Lonely Planet Reiseführer Portugal“*.
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Text und Fotos: Julia Pilz/Heiko Meyer
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