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Reisebericht Kambodscha: Motorradtour zu den Tempeln Koh Ker, Preah Vihear und Sambor Prei Kuk

Bei einer Motorradtour durch Kambodscha besuche ich die weniger bekannten Tempel Koh Ker, Preah Vihear und Sambor Prei Kuk, das Grab von Pol Pot in Anlong Veng sowie die Stadt Kampong Thom. Ein Reisebericht. 

Ankunft auf dem Flughafen von Siem Reap in Kambodscha. Die nahen Tempel von Angkor hatte ich bereits mehrfach besichtigt. Diesmal haben es mir die weniger bekannten, weiter entfernten archäologischen Stätten Koh Ker, Preah Vihear und Sambor Prei Kuk angetan.

Bei Verlassen des Flughafengebäudes erwarte ich Horden von Motorradfahrern, die um die Neuankömmlinge buhlen. Aber aufgrund der aushängenden Festpreisliste sind Diskussionen unnötig. Doch ich möchte gar nicht nach Siem Reap, sondern gleich nach Koh Ker, etwa 120 Kilometer entfernt. Die Fahrer am Schalter sind überrascht. Ein paar US-Dollar wechseln ihren Besitzer. Dafür gibt es einen Kupon für eine Fahrt mit dem Motorradtaxi in die Innenstadt. Der Fahrer nimmt mir das Gepäck ab. Er berichtet in gutem Englisch, dass er sich in Koh Ker und anderen Tempelanlagen sehr gut auskennt. Schnell bringt er Preah Vihear ins Gespräch. Jene UNESCO-Weltkulturerbestätte an der thailändisch-kambodschanischen Grenze, um die beide Staaten lange stritten.

Motorradtour durch Kambodscha zum Tempel Koh Ker

Zunächst bleibt Koh Ker das Ziel. Beim Preis herrscht noch Verhandlungsbedarf. Aber der 27-jährigen Hanu aus Battambang vermittelt mir ein gutes Gefühl. „Der wird mir sicher nicht die Pistole auf die Brust legen und mich ausrauben“, hoffe ich und akzeptiere sein Angebot. Wir fahren erst in seine Wohnung in Siem Reap. Sie besteht aus einem Raum mit Bett, Kleidung, TV, Musikanlage und Altar sowie einem kleinen Bad. Dort packt er ein paar Sachen zusammen.

Auf dem Markt kaufe ich Wasser für unterwegs und eine leere, unbenutzte Fischmehltüte als Schutzhülle für meinen großen Rucksack. Denn nach einem Tag auf Kambodschas Sandpisten sind sowohl Backpack als auch Kleidung optisch nicht mehr vom staubigen Untergrund zu unterscheiden. Lange Hose, dünne Jacke, dunkelgrüne Schirmmütze und Sonnenbrille sollen vor Sonne und Fahrtwind schützen. Um Mund, Nase und Ohren binde ich einen blauweiß-karierten Krama, den traditionellen Schal der Kambodschaner. So eingepackt ist das kein Vergnügen bei 35 Grad Celsius im Schatten. Aber immer noch besser, als kurzärmelig stundenlang durch die sengende Sonne zu fahren. Der große Rucksack kommt zwischen Lenker und Sitzfläche, der kleine auf meinen Rücken. Hanu fährt, ich sitze als Sozius dahinter.

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In Siem Reap beginnt unsere Motorradtour durch Kambodscha. Hanu fährt, ich sitze als Sozius dahinter

Der erste Teil der Strecke führt die viel befahrenen Hauptstraße nach Phnom Penh entlang. Wir überholen kleine Tiertransporte. Motorräder, an denen drei Dutzend Hühner an ihren Füßen zusammengebunden kopfüber nach unten hängen. Oder Schweine, die auf dem Rücken in der Sonne liegend auf dem Gepäckträger fixiert sind und so die Straße entlang brausen. An einem Marktflecken biegen wir links ab. Von nun an ist es merklich ruhiger. Wir haben Hunger und kaufen Reis mit Kokosmilch und Erdnüssen in einem Bambusrohr. Später geht die asphaltierte Straße in eine staubige, rote Sandpiste über. Nachdem ein Schild die Ankunft in der Provinz Preah Vihear verrät, kommt nur noch selten ein Fahrzeug vorbei und sind kaum Häuser zu sehen. Die Sonne brennt. Der Staub bedeckt die Umgebung, uns eingeschlossen. Selbst mehrere Meter von der Piste entfernt färbt das Rot die Pflanzen. Nach etwa drei Fahrstunden hält Hanu an einem Haus mitten im Nichts: unsere Unterkunft. Als einzige Gäste in diesem Guesthouse checken wir ein und fahren sofort die verbleibenden Kilometer nach Koh Ker.

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Ein Schild verrät die Ankunft in der Provinz Preah Vihear

Wie Indiana Jones durch die Tempel von Koh Ker

Koh Ker war im 10. Jahrhundert Hauptstadt des Khmer-Reiches. Dabei handelt es sich nicht um einen einzigen Tempel, sondern um ein größeres Areal mit rund 180 Heiligtümern, die bis heute nicht restauriert wurden. Noch sind sich Archäologen uneinig darüber, ob es sich bei dem Haupttempel, einer mehrstufigen Pyramide auf quadratischem Grund, um einen eigenen, von Angkor unterschiedlichen Baustil handelt.

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Der Haupttempel von Koh Ker, eine mehrstufige Pyramide auf quadratischem Grund

Fast alle Tempel sind kaum besucht. Meistens durchstreife ich die Anlage allein und fühle mich wie Indiana Jones. Auf der Oberfläche eines vor rund 1000 Jahren angelegten, künstlichen Sees spiegelt sich der Wald, aus dem Ruinen hervorragen. So ähnlich muss es wohl ausgesehen haben, als Henri Mouhot 1860 als erster Europäer die Überreste der Zivilisation von Angkor entdeckte.

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Auf der Oberfläche eines Sees spiegelt sich der Wald

Am Hauptheiligtum treffe ich vier Franzosen. Beim Erklimmen der Pyramide scheinen sie an den fehlenden Sprossen der kaputten Holzleiter zu verzweifeln. Dem Ziel so nah und doch so fern. Doch es gibt eine zweite Leiter weiter rechts. Um dorthin zu gelangen, müssen wir einmal komplett die von Sträuchern und Büschen überwucherte erste Ebene umrunden. Die Freude fällt umso größer aus, als wir das Dach der Pyramide von Koh Ker mit der Flagge Kambodschas erreichen. Von dort offenbart sich ein toller Blick auf den Urwald und zwei Berge am Horizont. Um wieder herunter zu gelangen, klettern wir zunächst schmale Steinstufen und eine Leiter hinab, umrunden eine der Ebenen und benutzen dann die nächste Leiter, die zum Boden führt.

Manche Tempelruinen von Koh Ker durchdrangen im Laufe der Jahrhunderte Baumwurzeln. Auf den Wegen dorthin sind immer wieder Hinweise zu sehen, dass die jeweiligen Abschnitte von Minen geräumt wurden. Oder eben nicht. Dann ziehen viereckige, rote Warnschilder mit Totenkopf und gekreuzten Knochen die Aufmerksamkeit auf sich.

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Manche Tempelruinen von Koh Ker durchdrangen Baumwurzeln
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Abendsonne scheint auf die Tempelruine
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Minenwarnschilder

Nach dem Sonnenuntergang fahren wir zurück zur Unterkunft. Nach einer Dusche und einer warmen Mahlzeit einigen wir uns darauf, morgen den Weg in Richtung Nordosten zum Khmer-Heiligtum Preah Vihear fortzusetzen. Hanu warnt aber schon heute, Anti-Moskito-Spray zu benutzen. Denn es handelt sich um Malaria-Gebiet.

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Sonnenuntergangsstimmung in Koh Ker

Was für ein Morgen! Der Himmel leuchtet im schönsten Blau. Keine Wolke weit und breit, kein Verkehrslärm, keine störenden Geräusche, nur das Gezwitscher einiger Vögel. Frühstück gibt es in diesem Guesthouse nicht. Immerhin hilft eine Kanne grüner Tee bei der Einstimmung auf diesen Tag.

Wir fahren erneut zu den Tempeln von Koh Ker und nehmen Platz in einem provisorischen Restaurant nahe des Hauptheiligtums. Zwischen den Bäumen hängt eine Plane als Sonnen- und Regenschutz, darunter stehen Plastikstühle und –tische, das war es schon. Für die Mahlzeit verschwindet die Dame kurz, hackt auf einer Ananas und etwas Gemüse herum. Über offenem Feuer brutzelt es, und schon steht wenige Minuten später eine süß-sauere Gemüsepfanne mit Chili auf dem Tisch. Gestärkt beginnen wir die lange Fahrt von Koh Ker nach Preah Vihear durch tiefstes kambodschanisches Hinterland.

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Am nächsten Morgen fahren wir erneut zu den Tempelruinen von Koh Ker

Motorradtour von Koh Ker nach Preah Vihear

Die erste Etappe führt einen breiten, ebenen Sandweg mit vielen Baustellen entlang. Schilder verraten, dass mit chinesischer Hilfe eine Straße von Koh Ker nach Preah Vihear entsteht. Die Landschaft erweist sich als eher uninteressant. Es geht vorbei an Sekundärwald und an Brandrodungsflächen mit verkohlten Bäumen. Dutzende Kilometer sehen wir keine menschliche Behausung, begegnen nur gelegentlich einem anderen Vehikel. Bei der zweiten Etappe kann von Erholung keine Rede sein. Etwa eine Stunde fahren wir auf einer sandigen Buckelpiste. Um nicht vom Sitz abzuheben, halte ich mich mühsam und angespannt hinten am Griff fest. Während die Mittagssonne brennt, hoffe ich auf das baldige Erreichen des Ziels.

Immer wieder halte ich Ausschau nach den ersten Ausläufern des Dongrek-Gebirges. Auf einem dieser Gipfel, direkt an der thailändisch-kambodschanischen Grenze, befindet sich der bis vor kurzem umkämpfte Tempel Preah Vihear. An einer Kreuzung ragt ein Flugabwehrgeschütz aus dem Dickicht. Hanu will sich bei den im Gebüsch sitzenden Männern des richtigen Weges vergewissern. „Sind die friedlich?“, frage ich. „Hoffentlich“, grinst er.

Die militärische Präsenz nimmt in Richtung thailändische Grenze immer mehr zu. An einigen Holzhütten legen wir einen Stopp ein. Wir haben Durst, trinken im Schatten etwas Wasser. Ein uniformierter, kambodschanischer Soldat mit Gewehr auf dem Rücken fährt mit seinem Moped davon. Zwei andere treffen ein, offensichtlich aus dem gleichen Grund wie wir. An ihren Gürteln hängen eiförmige Handgranaten. Ich bereue fast, diese strapaziöse Fahrt durch das ehemalige Kernland der Roten Khmer zu unternehmen. „Mir ist nicht wohl dabei“, offenbare ich Hanu. „Seit der Zeit der Roten Khmer hat hier jeder Waffen“, erklärt er. „Kurze, lange, kleine, große. In jedem Haus gibt es Pistolen oder Gewehre.“ Deshalb würden ihn die vielen Waffen in dieser Gegend nicht beunruhigen, versucht Hanu zu beschwichtigen – was ihm nicht gelingt. Seine Worte ändern nichts. Das flaue Gefühl in meiner Magengegend bleibt.

Am frühen Nachmittag zeigen sich endlich die ersten Berge. Das Militär ist allgegenwärtig. Die Minenwarnschilder links und rechts des Weges zeugen von den Hinterlassenschaften des Pol-Pot-Regimes. Lastwagen voll mit bewaffneten Soldaten auf der Ladefläche fahren an uns vorbei. Wir passieren zahlreiche, durch Sandsäcke geschützte Stellungen. Spätestens nach den ersten beiden Straßensperren manifestiert sich das mulmige Gefühl. Trotzdem umfahren wir die Spanischen Reiter.

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Die Minenwarnschilder links und rechts des Weges zeugen von den Hinterlassenschaften des Pol-Pot-Regimes

In dem kleinen Kaff am Fuße der Straße hinauf zum Gipfel wimmelt es von Soldaten. Wir begeben uns auf die Suche nach einer Unterkunft für die Nacht. Nur zwei stehen zur Auswahl. Wir entscheiden uns für den besseren Bretterverschlag mit Strom und eigenem Bad. Ein Moskitonetz ist ebenfalls vorhanden. Nicht gerade unwichtig in diesem, von Malaria Tropica verseuchten Gebiet.

Kambodscha und Thailand stritten um Preah Vihear

Preah Vihear hat die wohl schönste Lage aller Khmer-Tempel. Die vor etwa 1000 Jahren errichtete Anlage thront auf einem bewaldeten Gipfel im Dongrek-Gebirge. Gleich neben einem Aussichtsfelsen geht es mehrere Hundert Meter steil hinab.

Für viele Jahre war Preah Vihear, dessen Haupteingang auf thailändischer Seite liegt, Zankapfel zwischen beiden Nachbarstaaten. Immer wieder kam es zu bewaffneten Grenzstreitigkeiten. Ursache war die Verwendung von unterschiedlichen Landkarten, die auf die französische Kolonialzeit zurückgehen. Am 15. Juni 1962 erklärte der Internationale Gerichtshof in Den Haag Preah Vihear als zu Kambodscha gehörig. Doch der Streit konnte nicht beigelegt werden. Von 1975 an war der Tempel in der Hand der Roten Khmer, die das gesamte Gebiet verminten. Erst seit 1998, nach dem Sieg kambodschanischer Regierungstruppen, ist Preah Vihear wieder zugänglich.

Von Thailand aus führt eine asphaltierte Straße bequem bis wenige Hundert Meter vor den Tempel. Die Anreise von kambodschanischer Seite aus bleibt langwierig.

2007 reichte Kambodscha die Bewerbung für Preah Vihear als UNESCO-Weltkulturerbe ein. Die umstrittenen Gebiete wurden erneut Gegenstand von Gesprächen beider Länder. Hochrangige Thailänder befürchteten weitere Klärungen an der Seegrenze, die auf denselben französischen Kolonialkarten basiert, sollte das Gebiet um Preah Vihear als Kambodscha zugehörig gelten. Am 8. Juli 2008 ernannte die UNESCO den zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert errichteten Tempel zum Weltkulturerbe – zum Ärger thailändischer Nationalisten. In den folgenden Tagen stationierten beide Länder jeweils mehrere Hundert Soldaten in dem Gebiet. Im Oktober 2008 fanden Schusswechsel statt. Als bei Kampfhandlungen Soldaten getötet und verletzt wurden, einigten sich beide Staaten auf gemeinsame Grenzpatrouillen. Inzwischen ist der Konflikt beigelegt, heißt es in den Reise- und Sicherheitshinweisen des Auswärtigen Amts. Eine erneute Verschärfung der Sicherheitslage in Preah Vihear sei jedoch jederzeit möglich.

An diesem Nachmittag wagen wir den ersten Versuch, Preah Vihear zu erklimmen. Mit Hanus Motorbike die steile Straße hinauf zu fahren, scheint keine Option. Aber wie fast immer in Asien findet sich rasch jemand, der dies ermöglicht. Für je fünf Dollar wollen zwei Einheimische uns mit ihren Motorrädern hinauf bringen.

Doch schon nach wenigen Hundert Metern ist Schluss. Aus dem Gebüsch springen Soldaten auf die Straße. Mit vorgehaltenem Gewehr verleihen sie ihrer Forderung, sofort anzuhalten, Nachdruck. Wir stoppen umgehend, steigen ab. Hanu erklärt unser Vorhaben und bittet um Durchlass. Einer der Soldaten geht zum vermutlich Ranghöchsten, der hektisch sein Funkgerät bedient. Währenddessen warte ich, lächele mit den Bewaffneten um die Wette. Alle tragen Tarnuniform, Stiefel, Gewehr und ein Messer am Gürtel. Einer hat sich einen weinroten Schal um die Tarnmütze gewickelt. Ein anderer trägt Ersatzmagazine in grünen Taschen auf der Brust. Diejenigen, die nicht auf der Straße stehen und sie blockieren, nehmen Platz im Unterholz. Sie hocken auf dem Boden oder sitzen auf einer aus Bambusrohren zusammengezimmerten Bank.

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Kambodschanische Soldaten

Schließlich wird uns die Erlaubnis verwehrt, die Straße zu passieren. Ein hoher Offizier sei heute zur Inspektion eingetroffen. Wir sollten morgen wiederkommen, heißt es. Dass wir bereits ein Ticket erworben und mehrere Stunden Anfahrt auf uns genommen hatten, ändert nichts. Wieder bei der Unterkunft angekommen, versucht Hanu, mir den Sonnenaufgang morgen früh dort oben schmackhaft zu machen. Unverrichteter Dinge abreisen, will ich jedenfalls nicht.

Auf einem Pick-up treffen gerade von oben die Franzosen ein, die ich gestern in Koh Ker traf. Sie berichten von ähnlichen Problemen. Ihr Fahrer sagt, er habe gute Kontakte und könne uns für 20 Dollar hinauf und wieder hinunter bringen. Also steigen wir in den weißen Pick-up ein. An derselben Stelle wie vorhin springen dieselben Soldaten wieder aus dem Unterholz. Der Fahrer mit chinesischem Einschlag nimmt eine Stange Zigaretten, steigt aus, hockt sich zum Ranghöchsten ins Gebüsch. Etwas später geht er die Straße entlang zum Kontrollpunkt über die Brücke und verschwindet in einem Zelt.

Wir warten, während die Soldaten das Fahrzeug, in dem wir sitzen, bewachen. Nach einer Weile steigen wir aus, hocken uns an die Straße zwischen die Uniformierten. Hanu verteilt Zigaretten. Geschichten aus der Zeit der Roten Khmer blitzen durch meinen Kopf. Die Minenwarnschilder am Straßenrand lockern die Situation nicht gerade auf. Aber ich lasse mir nichts anmerken und verberge die Anspannung hinter einem Lächeln.

Nach langen Minuten kommt der Fahrer zurück und nickt. Wir dürfen weiter. Es geht eine steile Straße über Serpentinen hinauf. Auf halber Strecke füllen 20 ärmlich aussehende Menschen Löcher im Asphalt. Unterwegs erblicken wir mehrere Gefechtsstellungen. Auf Sandsäcken liegen Granatwerfer, Panzerfäuste und Maschinengewehre, ausgerichtet auf die thailändische Seite.

Oben angekommen, navigiert uns der Fahrer über eine von Schlaglöchern übersäte Straße in die Parkposition. Wir verlassen das Auto und haben die Tempelanlage fast für uns allein. Nur eine Handvoll Soldaten und Kinder, die Postkarten verkaufen wollen, sind noch hier.

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Wir haben die Tempelanlage Preah Vihear fast für uns allein

Hanu und ich schreiten über die alten, von den Khmer-Königen gelegten Steinen hinauf zum Hauptheiligtum. „Ich bin stolz, als Khmer geboren zu sein“, steht auf einem großen Schild und zeugt vom kambodschanischen Nationalismus. Ein anderes weist darauf hin, die ausgetretenen Pfade aufgrund der Minengefahr nicht zu verlassen.

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Wir schreiten über die alten, von den Khmer-Königen gelegten Steinen hinauf zum Hauptheiligtum von Preah Vihear
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Auf einer Tempelruine wächst ein Baum

Links geht es mehrere Hundert Meter bergab. Der Blick über die bewaldete Ebene bis hin zu den Bergen ist fantastisch. Nur ein paar Wolken verleihen dem strahlend blauen Himmel weiße Tupfer. Am höchsten Punkt – gleich nach dem Verlassen des Hauptheiligtums – nehmen wir Platz direkt auf einem Felsvorsprung am Abgrund. Nur das Grölen einiger im Kreis sitzender und Karten spielender Soldaten unterbricht die Stille.

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Preah Vihear hat die wohl schönste Lage aller Khmer-Tempel. Hanu genießt die Aussicht

Der Sonnenuntergang naht. Der rote Feuerball schiebt sich zum Horizont. So schön dieser Anblick auch ist: Bei Anbruch der Dunkelheit sollten wir möglichst bei der Unterkunft sein. Hanu zieht sich kurz zurück in den Tempel. Er verbeugt sich vor Buddha und bezieht hoffentlich den guten Ausgang unserer Rückfahrt in seine Gebete mit ein. Im Pick-up sitzt schon ein Soldat, der mitfahren will. Ein anderer – stark angetrunken – salutiert vor mir. Ich lächele, erwidere die Ehre und denke: „höchste Zeit, von hier zu verschwinden.“ Als wir den Kontrollpunkt erreichen, bedankt sich der uniformierte Passagier überschwänglich für die von mir finanzierte Abfahrt. Wir steigen um auf ein Moped und schlängeln zu dritt hinunter zur Unterkunft, die wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichen.

Von Preah Vihear nach Anlong Veng zum Grab von Pol Pot

Am nächsten Morgen haben wir eine weite Strecke vor uns und starten deshalb schon früh. Unser Weg führt über eine der schlimmsten Sandpisten, die man sich vorstellen kann. Zum Auftakt der Reise rutscht Hanu mit dem Hinterrad weg und stürzt auf der Fahrbahn. Außer kleinen Schürfwunden am rechten Oberschenkel sind zum Glück keine Schäden zu beklagen.

Aufgrund von Straßenarbeiten müssen wir alle paar Kilometer einen Halbkreis durch tiefen, feinen Sand um Baustellen herum fahren. Es ist so staubig, dass sogar meine herunterfallende Sonnenbrille eine steil aufsteigende Wolke auslöst. So geht es knapp 80 quälende Kilometer bis zu einem kleinen Marktflecken an einer Kreuzung. Es folgen weitere 40 Kilometer parallel zum Dongrek-Gebirge und zur thailändischen Grenze nach Anlong Veng, wo sich von 1989 bis 1998 das letzte Hauptquartier der Roten Khmer befand.

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Motorradtour in Kambodscha: Diese Piste ist so staubig, dass sogar meine herunterfallende Sonnenbrille eine steil aufsteigende Wolke auslöst

In Anlong Veng lässt sich das Haus von Ta Mok, Bruder Nummer zwei des Terrorregimes, besichtigen. Viel zu sehen gibt es allerdings nicht: nur ein paar Gemälde, eine alte Karte Kambodschas sowie ein zerfetztes, halb verrostetes Militär-Fahrzeug.

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Auf dem Gelände von Ta Moks Haus in Anlong Veng liegt ein halb verrostetes Militär-Fahrzeug

Wenn wir schon in Anlong Veng, der letzten Hochburg der Roten Khmer, sind, möchte ich auch das Grab von Pol Pot besichtigen. Hanu fragt Anwohner nach dem Weg. Es liegt 14 Kilometer außerhalb der Stadt, die Berge hinauf, wenige Hundert Meter vor der Grenze nach Thailand.

Das Grab des berüchtigten Führers der Roten Khmer liegt unauffällig unter einem von Holzstäben getragenen Wellblechdach. Davor befinden sich ein kleiner Altar sowie ein auf diesen denkwürdigen Ort hinweisendes Schild des Tourismusministeriums. Ich bleibe nur kurz, fotografiere und spucke zum Abschied auf Pol Pots Grab. Er hat es sich verdient.

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Pol Pots Grab in der Nähe von Anlong Veng

Nun sind es noch weitere 130 angsteinflößende Kilometer bis nach Siem Reap. Schließlich gelten die letzten 100 bis 110 Kilometer aufgrund der guten Straße als Rennstrecke. Mehrmals halten wir kurz zur Rast. Immer wieder fordere ich Hanu auf, nicht zu schnell zu fahren. „Better late than never“, sage ich ihm und denke dabei an die originellen Schilder, die in Ladakh auf den Straßen  im indischen Himalaya zu umsichtigem Fahren mahnen. Schließlich erreichen wir Siem Reap und stoßen mit einem Bier auf die vergangenen drei abenteuerlichen Tage an.

Von Siem Reap mit Bus nach Kampong Thom

Tags drauf warte ich in Siem Reap auf den Bus nach Kampong Thom. Wie oft in Kambodscha tragen manche Frauen Kleidung, die einem Kinderpyjama gleicht. Etwa eine weiße Stoffhose und ein Oberteil mit bunten Sternchen, Blümchen oder Bärchen drauf. Nach anfänglichem Schmunzeln gewöhnen sich Reisende rasch an diesen Anblick. Genauso wie an auf dem Rücken liegende Schweine auf einem Motorrad.

In Kampong Thom hält der Bus direkt vor dem Arunras Hotel. Die meisten anderen Passagiere decken sich mit Wasser oder Snacks wie frittierten Grashüpfern ein und fahren weiter nach Phnom Penh. Ich werfe einen Blick hinein in das „Hotel mit dem einzigen Fahrstuhl der Stadt“, wie die Angestellten stolz berichten. Das Preisleistungsverhältnis überzeugt. Also bleibe ich.

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In Kampong Thom hält der Bus vor dem „Hotel mit dem einzigen Fahrstuhl der Stadt“: dem Arunras Hotel

Die Obst- und Gemüsestände auf Kampong Thoms nahem Zentralmarkt sind eine wahre Freude. Das tierische Angebot hingegen ist genau das Gegenteil: in der Sonne ausharrende Frösche, Innereien von Schweinen und Rindern sowie noch lebende Fische, die springend versuchen, dem Tod zu entrinnen.

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Kampong Thoms Zentralmarkt von außen

Von Kampong Thom zum Phnom Santuk

Ein beliebtes Ausflugsziel zum Sonnenuntergang ist der Phnom Santuk. Diesen Hügel nahe von Kampong Thom nennen hier im Flachland alle „Berg“. Mister Kong Pheak bietet die Hin- und Rückfahrt mit seinem Motorbike für wenige Dollar an. Auf dem Hinweg kommen wir an einem Dorf vorbei, in dem überall Männer auf weißem Gestein herumhämmern und Buddha-Statuen erschaffen.

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Ein Steinmetz erschafft eine Buddha-Statue

Am Fuße des Phnom Santuk lässt sich ein etwa zehnjähriger Junge nicht mehr abschütteln. Mister T. nennt er sich, weil sein Vorname so ähnlich klingt. Er folgt mir die ganzen 810 Stufen hinauf, wo sich ein Tempel und zahlreiche aus dem Fels gehauene Buddha-Figuren befinden. Mister T. zeigt mir Buddhas angebliche Fußabdrücke und viele andere religiöse Monumente.

In der Nähe halten sich Mönche auf. Sie suchen das Gespräch, können aber nur wenig Englisch. Deshalb beschränkt sich unsere Unterhaltung auf Alter und Herkunft. Doch es ist eine schöne Situation an diesem Aussichtspunkt.

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Buddhistischer Mönch auf dem Phnom Santuk

Zurück im Hotel erscheint das Restaurant im Erdgeschoss sauber und schön eingerichtet. Die meisten westlichen Besucher würden sich wohl hineintrauen. An Wänden und Säulen hängen Spiegel. So wirkt es größer, als es ohnehin schon ist. An einer Theke gibt es Spirituosen, Kuchen und Snacks, darunter Insekten. Frittierte Grashüpfer, Schaben und Käfer liegen in Glaskästen so wie bei uns Popcorn und Nachos im Kinofoyer. Eine Dame lässt sich zwei Tütchen einpacken und probiert schon mal.

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An einer Theke gibt es Spirituosen, Kuchen und Snacks, unter anderem frittierte Insekten

Die Bedienung, die wie alle Angestellten weinrot trägt, reicht mir die Speisekarte. Zur Auswahl stehen unter anderem die frittierten Insekten und 13 verschiedenen Froschgerichte: gebratener Frosch mit Ingwer und Limette etwa. Meine Wahl fällt jedoch auf Gemüse mit Cashewnüssen und ein Bier Marke „Angkor“. Während ich mit Genuss und Stäbchen die Mahlzeit einnehme und mich umschaue, schenkt mir regelmäßig eine Frau im weinroten „Angkor“-Bier-Kostüm nach. Hier hält sich die kambodschanische Tradition so genannter Beer Girls. Bei meinem ersten Besuch in Kambodscha im Jahr 2005 warben in einem Restaurant Frauen von verschiedenen Brauereien um Kundschaft. Das Essen wurde beim Kellner bestellt, Bier bei ihnen. Hatte sich der Gast erst einmal für eine Biermarke, also ein Beer Girl, entschieden, schenkte es ständig und unaufgefordert nach. Die anderen Damen hingegen würdigten ihn fortan keines Blickes mehr. Später wurde die Gesamtrechnung beim Kellner beglichen. Er bezahlte dem Beer Girl das Bier, das sie wiederum mit der Brauerei abrechnete.

Tag des Sieges über den Völkermord in Kampong Thom

In Kampong Thom findet an diesem Abend ein großes Fest statt. Gefeiert wird der Tag des Sieges über den Völkermord, das Ende des Bürgerkriegs, der Fall des Pol-Pot-Regimes am 7. Januar 1979.

Die halbe Stadt ist auf den Beinen. Die Jugend gruppiert sich um ein beleuchtetes Kettenkarussell. Stände verkaufen Getränke und Snacks. Diejenigen, die ein Moped besitzen, versuchen, sich besonders in Szene zu setzen. Ein paar Meter weiter steht eine große, beleuchtete Bühne. Mehrere Tausend Menschen versammeln davor, lauschen den live gesungenen und gespielten Khmer-Schlagern.

Beim Schlendern über den Platz entdecke ich Mister Kong Pheak – den Motorradfahrer vom Weg zum Phnom Santuk. Er führt mich umher und erzählt, dass er Englisch nur durch Gespräche mit Touristen gelernt hat. Wir setzen uns auf die Plastikstühle eines der einfachen, provisorischen Restaurants. Ich spendiere eine Runde „Black Panther“, kambodschanisches Starkbier. Das mag er offenbar gern, denn er wählte diese Sorte. Wir erzählen uns, wie das Leben so ist in unseren Ländern.

Später möchte er mich umherführen. Vor allem an einer speziellen Garküche vorbei. Dort arbeitet eine junge Frau, die es ihm angetan hat. Mister Kong Pheak redet nicht um den heißen Brei herum. Er will mit mir, dem Barang, dem Ausländer an seiner Seite, Eindruck bei ihr schinden. Wie zufällig sollen wir an ihrem Stand vorbei kommen und dort stehen bleiben, während er mir etwas auf Englisch erklärt. So denkt er sich das jedenfalls. Sehr gern tue ich ihm diesen Gefallen. Sehr gern hätte ich mit dem sympathischen Mister Kong Pheak die für den nächsten Tag geplante Tour zu den Tempeln von Sambor Prei Kuk unternommen. Doch gleich nach der Ankunft in Kampong Thom verabredete ich mich vorm Hotel bereits mit Mister Sinan.

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Sehr gern hätte ich mit dem sympathischen Mister Kong Pheak die Tour zu den Tempeln von Sambor Prei Kuk unternommen

Motorradtour zum den Tempeln von Sambor Prei Kuk

Mister Sinan soll mich zu dem etwa eine Fahrstunde von Kampong Thom entfernten Hindutempelkomplex Sambor Prei Kuk bringen. Er hat sogar Helme dabei und fährt sehr umsichtig durch die Dörfer. Aber es mich macht etwas stutzig, dass er sich gleich nach der Ankunft, etwa halb neun Uhr morgens, ein Bier genehmigt und fortan nach Alkohol riecht.

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Dorf auf dem Weg von Kampong Thom nach Sambor Prei Kuk

Die Ruinen von Sambor Prei Kuk bestehen aus mehr als 150 Tempeln und Türmen der alten Stadt Isanapura. Sie wurde im sechsten Jahrhundert nach Christus erbaut und war einst Zentrum des Königreiches von Chenla. Damit ist Sambor Prei Kuk mehrere Hundert Jahre älter als Angkor. Allerdings sind die Ruinen längst nicht so beeindruckend. Schöne Anblicke gibt es trotzdem zuhauf: verfallene Ziegelsteintürme, komplett von Baumwurzeln überwucherte Tempel, und vor allem ist das Gebiet praktisch frei von Besuchern. Ein verwunschener Ort. Die archäologische Stätte gehört seit 2017 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

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Sambor Prei Kuk besteht aus mehr als 150 Tempelruinen
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Ein verwunschener Ort: Sambor Prei Kuk

Als mich Mister Sinan wieder in Kampong Thom absetzt, spielt sich am Straßenrand eine echte Schweinerei ab. In der sengenden Mittagssonne werden so viele lebende Schweine wie nur möglich auf der Ladefläche eines Pick-ups verladen. Die unten eng an eng eingepferchten Tiere geben schon keine Laute mehr von sich. Die Schweine auf der nächsten Schicht sind auf dem Rücken liegend mit zusammengebundenen Gliedmaßen fixiert, sodass sie sich nicht mehr bewegen können. Währenddessen machen Männer ein weiteres Schwein transportfähig. Sie pressen das Tier auf den Gehweg, befestigen es zuerst auf Bambusstangen und binden schließlich die Beine zusammen. Dann heben sie es auf die Ladefläche des Fahrzeugs und fixieren es an den anderen Schweinen. Das Tier stößt markerschütternde Laute aus. Kaum zu glauben, dass Schweine so schreien können! Wie schrecklich. Die gute Laune ist dahin. Eine kalte Dusche kühlt mein erhitztes Gemüt.

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Lebende Schweine werden auf einem Pick-up für den Transport vorbereitet

Von Kampong Thom nach Phnom Penh

Nächstes Reiseziel ist Phnom Penh. In Kampong Thom warte ich auf die Ankunft des Busses aus Siem Reap für die Weiterfahrt in die Hauptstadt von Kambodscha. Die Busstation ist nichts anderes als ein Straßenrestaurant. Leute kommen, essen etwas, gehen wieder, während der Ticketverkäufer mit Kindern eine Art Mensch-ärgere-Dich-nicht spielt. Ein Mann kauft Zigaretten, wirft die Plastikhülle gedankenlos in die Umgebung. Aus diesem Grund liegt nicht nur in Kambodscha so viel Müll. Vielen in Südostasien fehlt leider noch das Umweltbewusstsein.

Der Busfahrer dreht die Lautstärke seines – nennen wir es – Bordunterhaltungssystems voll auf. Und er hupt unaufhörlich. Nur durch Ohropax* in jedem Ohr sind die lauten Geräusche überhaupt zu ertragen.

Während die Umgebung vorbeizieht, laufen auf dem Monitor kambodschanische Schlager. So ähnlich wie die gestern Abend live auf der Bühne in Kampong Thom. Diesmal jedoch als Karaoke-Versionen mit farbigen Untertiteln. Aufgezeichnet wurde das Programm in einem Restaurant namens Bel Air. Die Darsteller sind fein angezogen und tanzen den Romnivong. Dabei bewegen die Tänzer ihre Hände und Füße rhythmisch hin und her.

Rund 60 Kilometer vor Phnom Penh fährt der Bus durch Skoun (auch Skun oder Skuon). Der Ort ist bekannt für eine besondere Delikatesse, die Durchreisenden angeboten wird: frittierte Vogelspinnen mit Knoblauch, schön aufgetürmt zu einer Pyramide auf einem großen, runden Tablett. Ein Freund mutmaßte einmal, dass das ein Touristennepp sei. Aber tatsächlichen essen Einheimische diesen Snack. Warum auch nicht.

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Frittierte Vogelspinnen mit Knoblauch

Schließlich erreicht der Bus Phnom Penh, eine der spannendsten Hauptstädte Südostasiens. Einen Überblick über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten mit vielen Reisetipps und Infos gibt es in diesem Reisebericht.

Und noch mehr Tempel in Kambodscha

Für Fans alter Steine hält Kambodscha neben Angkor und den in diesem Beitrag genannten noch viele weitere, weniger bekannte, aber nicht minder sehenswerte Tempelruinen parat. Im Nordwesten des Landes nahe der thailändischen Grenze und etwa 60 Kilometer nördlich der Stadt Sisophon befindet sich Banteay Chhmar, eine große Anlage aus dem 12. Jahrhundert. Nahe Kampong Chang liegt der kleinere Wat Nokor. 55 Kilometer südlich von Phnom Penh und bereits in der Takeo-Provinz lockt der Phnom Chisor, ein Berg mit einer Tempelruine aus dem 11. Jahrhundert, mit einer traumhaften Aussicht. Um nur einige zu nennen.

Anreise nach Kambodscha

Ausgangspunkt dieser Rundreise ist der Siem Reap International Airport (IATA-Code: REP), Endpunkt  Phnom Penhs internationaler Flughafen Pochentong (IATA-Code: PNH). Die Tour lässt sich auch in entgegengesetzter Richtung unternehmen.

Direktflüge aus den deutschsprachigen Ländern nach Kambodscha gibt es nicht. Am schnellsten sind Umsteigeverbindungen mit Thai Airways über Bangkok (BKK) sowie mit den arabischen Airlines über die Drehkreuze im Mittleren Osten.

Von Siem Reap und  Phnom Penh existieren diverse Flüge zu asiatischen Destinationen, vor allem nach China sowie in die Nachbarländer, unter anderem nach Bangkok (BKK/DMK) und Phuket (HKT) in Thailand, nach Vientiane (VTE) und Pakse (PKZ ) in Laos sowie nach Hanoi (HAN) und Ho-Chi-Minh-Stadt (SGN) in Vietnam.

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Ab Siem Reap und Phnom Penh gibt es diverse Flüge zu asiatischen Destinationen

Von Siem Reap gibt es Inlandflüge nach Sihanoukville (REP) für die Weiterreise zu den Inseln Koh Rong und Koh Rong Samloem. Auch ab Phnom Penh werden Flüge nach Sihanoukville angeboten, die allerdings oft kurzfristig gestrichen werden.

Wir recherchieren Flüge am liebsten bei Skyscanner* und booking.com*. Damit lassen sich nicht nur die besten Langstreckenverbindungen, sondern auch gute Angebote regionaler Billigflieger finden.

Flugverspätung? Flugausfall? Flightright* hilft bei der Durchsetzung von Fluggastrechten – und sorgte dafür, dass uns die Airline eine Entschädigung zahlte. Ein Erfahrungsbericht.

Busse, Minibusse und Sammeltaxis

Kambodscha lässt sich gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln bereisen. Die Preise sind sehr günstig. Minibusse sind am schnellsten (aber sehr voll, und viele Fahrer rasen), Busse etwas langsamer und bequemer. Sammeltaxis halten „an jeder Milchkanne“. Tickets für alle Verkehrsmittel innerhalb Kambodschas sowie in die Nachbarländer lassen unter anderem bei 12Go Asia* buchen.

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Gästehäuser und Hotels in Kambodscha

In Kambodscha gibt es unzählige Übernachtungsmöglichkeiten für alle Ansprüche. Meist bekommt man in jeder Kategorie viel für sein Geld. Mehrere Tausend verschiedene Unterkünfte lassen sich unter anderem bei booking.com* und Agoda* vergleichen und buchen.

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Beste Reisezeit für Kambodscha

Die trockenen Monate November bis April gelten als beste Reisezeit für Kambodscha. Klimatisch am angenehmsten ist es zwischen Dezember und Februar mit viel Sonne und kaum Regen. Im März und April wird es zunehmend heißer. Von Mai bis Oktober herrscht die feuchtheiße Regenzeit. Meist regnet es nicht tagelang ununterbrochen (wie etwa in Goa während des Monsuns), stattdessen gibt es einmal am Tag einen intensiven Wolkenbruch.

Auslandsreisekrankenversicherung

Wichtig! Unbedingt eine gute Auslandsreisekrankenversicherung abschließen, zum Beispiel von TravelSecure*, dem Testsieger bei „Stiftung Warentest“. Die Kosten dafür sind überschaubar. Aber falls wirklich etwas Ernsthaftes passiert, wird es schnell sehr teuer.

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Reiseführer Kambodscha

Zuletzt bin ich mit dem „Lonely Planet Reiseführer Kambodscha“* unterwegs. Mit etwa 420 Seiten, 60 detaillierten Karten, mehr als 600 Tipps für Unterkünfte, Restaurants und Touren sowie vielen schönen Bildern erweist er sich als verlässlich. Mit 512 Seiten noch ausführlicher und mit mehr Details zum Beispiel bei Abfahrtszeiten, Preisen und Unterkünften ist der „Stefan Loose Reiseführer Kambodscha“*. Früher war ich gern mit dem ebenfalls ausführlichen „Reise Know-How Kambodscha“* unterwegs, der erst nach meiner letzten Reise aktualisiert wurde. Alle diese genannten Reiseführer enthalten Kapitel zu Koh Ker, Preah Vihear, Anlong Veng, Kampong Thom und Sambor Prei Kuk.

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Abschluss einer abenteuerlichen Tempeltour in Sambor Prei Kuk. Wer von „alten Steinen“ nicht genug bekommen kann, ist in Kambodscha genau richtig

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Text und Fotos: Heiko Meyer

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3 Kommentare zu „Reisebericht Kambodscha: Motorradtour zu den Tempeln Koh Ker, Preah Vihear und Sambor Prei Kuk“

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