Weiße Strände, klares Wasser, bunte Korallen: Für viele gelten Gili Trawangan, Air und Meno in Indonesien als Inbegriff für tropischen Badeurlaub. Doch die Inseln nahe Lombok haben noch ganz andere Facetten. Ein Reisebericht mit vielen Fotos.
Nur wenige Kilometer nordwestlich vor der indonesischen Insel Lombok befinden sich die so genannten Gilis. Die drei Inselchen Gili Trawangan, Gili Air und Gili Meno sind inzwischen so beliebt, dass sie sogar direkt von Bali per Speedboot angefahren werden.
Auf Gili Air und der „Flitterwocheninsel“ Gili Meno verbringen besonders Familien und Paare entspannte Ferien. Auf Gili Trawangan ist mehr los. Hier kann es im Hochsommer trotz über 100 Unterkünften schwierig werden, ein freies Bett zu finden. Aber jetzt in der Vorsaison hält sich der Ansturm in Grenzen. Noch sind ruhige Strandtage möglich. Zumal es keine motorisierten Fahrzeuge, nur Fahrräder und die Cidomo genannten Pferdekutschen gibt.
Sieben Schildkröten beim Schnorcheln auf Gili Trawangan
Gleich nach der Ankunft umrunde ich Gili Trawangan zu Fuß. Und frage mich bei Ebbe und Regen, warum so viele Menschen hier Urlaub machen wollen? Doch am nächsten Tag bei Flut und Sonnenschein und sieben Schildkröten so groß wie Männerrücken allein beim ersten Schnorchelgang sieht es schon ganz anders aus.
Größer können die Gegensätze auf Gili Trawangan kaum sein: Touristen genießen an der Pool-Bar sitzend Bier, Wein und Cocktails. Zeitgleich ruft der Muezzin der nahen Moschee zum Gebet. Muslimische Frauen mit Kopftuch tragen Fische zum Markt. Derweil schiebt der Barkeeper den Gästen in Bikini und Badehose einen Werbezettel für den Trinkspiel-Wettbewerb herüber.
Auf Gili Trawangan geben sich Kids sonderbare Namen
Auf Gili Trawangan geben sich Jugendliche sonderbare Namen. Einer nennt sich „Ganja King“ und hüllt sich in eine Flagge mit Hanfmotiven. Häufig werden Drogen angeboten – obwohl bei Rauschgiftdelikten in Indonesien die Todesstrafe droht. Polizei soll es auf dieser Insel nicht geben. „Smoke, smoke? Marihuana?“, heißt es auf Gili Trawangan an jeder Ecke. Einige Dealer präsentieren ihr klebriges Gras gleich auf der Hand. Oder wie wäre es mit „Kokain“?
Krasse Gegensätze auf Gili Trawangan
An der Hauptstraße werben Schilder offensiv für halluzinogene Pilze, die hier legal sein sollen. Die Händler überbieten sich mit Anpreisungen. „We have bloody sexy fresh magic mushroom shakes“, heißt es auf einer Tafel. Ein paar Schritte weiter locken „Super duper mega radical maximum fuckin bloody magic mushrooms“. Ein Herr namens „Mister Fuck Nice Guy“ verkauft sie.
Gili Trawangan gilt als Partyinsel. Wer will, kann mehrmals pro Woche die Nacht zum Tag machen. Ich besuche einen dieser Open-air-Clubs. Um nicht mit mehreren Hundert anderen dicht an dicht stehen zu müssen, setze ich mich an einen Tisch im zugehörigen Restaurant. Über Lomboks Vulkan Rinjani geht am Nachthimmel spektakulär der Mond auf. „Willst Du ein Returnticket zum Mond? Transport nicht notwendig!“, fragt ein junger Drogendealer, der Magic Mushrooms verkaufen will. „Sie sind frisch aus Lombok eingetroffen“, betont er und empfiehlt, sie mit einem Cocktail aus Wodka, Red Bull und Bananensaft einzunehmen.
Magic Mushrooms mit Wodka, Red Bull und Bananensaft
Ich wiegele ab und bitte um die Getränkekarte. Ein Drink namens Jungle Pop erregt meine Aufmerksamkeit. Er muss sehr beliebt sein. Denn er steht ganz prominent gleich nach Bier und noch vor Wein. Aber ich habe noch nie davon gehört.
Deshalb frage ich den Kellner. „Entschuldigen Sie, was bitte ist Jungle Pop?“
„Haben wir nicht“, sagt er.
„Kein Problem. Ich möchte eigentlich nur wissen, was das für ein Getränk ist.“
„Aber das haben wir doch gar nicht!“
„Ja, sagten Sie schon.“
„Warten Sie!“ Er zieht sich zurück und berät sich mit einem Kollegen. Der kommt nun an den Tisch und fragt: „Sind Sie verwirrt, Sir?“
Ich runzele die Stirn. Sehe ich etwa aus, als hätte ich Pilze genommen? „Kann ich Ihnen helfen“ hatte ich als Ansprache erwartet. Aber ich sage erneut, dass ich doch nur wissen möchte, worum es sich bei Jungle Pop handelt.
„Haben wir nicht.“
„Ja, das weiß ich inzwischen. Aber was ist das für ein Getränk?“
Er gesteht schließlich, dass auch er es nicht kennt.
Vielleicht hat sich einfach der Layouter der Speisekarte einen Scherz erlaubt. Es wäre nicht sein einziger. Denn gleich unter Milchshake steht ein Getränk namens Milchshake zum gleichen Preis. Schließlich bestelle ich Limettensaft. „Super“, sage ich, als der Kellner ihn endlich bringt. „Sugar“, versteht er jedoch und bietet mir deshalb „Zucker“ an.
Am nächsten Morgen jagt jemand im Meer mit einer Harpune Fische. Ihn scheint es nicht zu stören, dass Menschen in der Nähe schnorcheln. Während er mit der Waffe unter Wasser herumfuchtelt, schwimme ich rasch vorbei. Nicht dass sich zur falschen Zeit am falschen Ort ein Schuss löst.
Auf Gili Trawangan ist nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen
An Land zeigt sich, dass auch auf Gili Trawangan nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen ist. Ein Menschenmob zieht mit Harpunen in den Händen durch die Straße und hisst ein Transparent. „Gehe weiter. Keine Fotos“, werde ich ziemlich barsch vorbei gebeten. Dann redet ein Einheimischer Tacheles. Ihm zufolge handelt es sich um einen Streit. Einem chinesischen Geschäftsmann gehört Land auf der Boom-Insel Gili Trawangan. Lange Zeit lag es brach. Deshalb haben einige Einheimische das Land für sich genutzt und Gebäude errichtet. Nun macht der Eigentümer seinen Besitzanspruch geltend. Da die Insulaner nicht gehen wollen, hat er Männer bezahlt, die sie notfalls mit Gewalt vertreiben sollen. „Ich weiß es nicht genau. Aber in der Luft liegt eine sonderbare Stimmung. Ich glaube, morgen passiert etwas“, sagt der Einheimische.
Zum Glück verlasse ich mit dem ersten Boot die Insel.
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Text und Fotos: Heiko Meyer
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5 Kommentare zu „Reisebericht Lombok, Indonesien: Beim „Ganja King“ auf Gili Trawangan“
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